Exoten, die den Garten in ein Farbenmeer verwandeln

Von weit her und doch vertraut, sind sie, die sogenannten „invasiven Pflanzenarten“, von denen viele gerade jetzt im Spätsommer und Herbst ihre ganze Blütenpracht entfalten. Anspruchslos sind sie zudem, die auch als Neophyten bezeichnete Spezies. Ursprünglich nicht in unseren Breiten angesiedelt, sind sie erst durch Menschenhand zu uns gekommen und hier heimisch geworden. Folgende Kurz-Übersicht stellt einige der schönsten Arten vor und beleuchtet dabei auch so manche negative Eigenschaft der exotischen Zuwanderer, die zunehmend Umweltschützer auf den Plan rufen.

Die Goldähre

Meist in Form von Pflanzensamen durch regen Handelsverkehr von weit her zu uns gelangt, werden die gebietsfremden Arten dann als invasiv bezeichnet, wenn sie Entwicklung und Vorkommen heimischer Arten beeinträchtigen und unerwünschte Auswirkungen auf unsere Lebensgemeinschaften oder Biotope haben. Viele unter ihnen sind seit Kolumbus ersten Amerikareisen nach 1492 durch Handels- und Forschungsschiffe bisweilen bewusst, meist aber doch zufällig in mitteleuropäische Gefilde gelangt.

Die Goldähre

So etwa die zu den Asternarten gehörende Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), die in August bis in den Oktober hinein mit ihren goldgelben buschigen Blütenständen und ihrem hohen schlanken Wuchs so manche Gärten in ein Blütenmeer taucht. Wie viele Neophyten ist auch dieser Korbblütler in Verruf geraten, weil er sich rasant ausbreitet, wenn er erstmal Fuß gefasst hat und heimische indigene Arten verdrängt. So überwuchert sie schnell ihre heimische Konkurrenz und ist schwer wieder restlos auszumerzen. Dabei hat sie auch positive Eigenschaften. Ihre Saponine wirken bei Erkältungen abschwellend auf Schleimhäute und können als Tee oder Tinktur eingenommen, Heuschnupfen-Symptome lindern. Auch hilft das blühende Kraut – mit Wasser und Zucker zu Sirup aufgekocht – nachweislich bei Nieren- und Blasenproblemen. Schon die Indianer Nordamerikas verwendeten sie als Heilpflanze. Sie kauten sie bei Halsentzündung und behandelten damit Schlangenbisse.

Der Essigbaum

Unvergleichlich in seinem farblich nuancenreichen Herbstlaub, taucht die ebenfalls aus Nordamerika stammende Pflanzenart Ihren Garten in ein prächtig leuchtend rot bis orangenes Herbstkleid, das seinesgleichen sucht. Nicht umsonst ist der auch als Hirschkolben-Sumach (Rhus typhina) bezeichnete vier bis sechs Meter hohe Strauch auch in unseren Breiten so beliebt.

Der Essigbaum

Zu seiner Popularität hat nicht nur seine im Herbst beeindruckende Blattpracht beigetragen. Auch der kolbenartige, samtige Fruchtschmuck der ausgesprochenen Solitärpflanze findet sich in vielen Trockenstrauß-Arrangements wieder. Dabei ist das laubabwerfende Gehölz wie die Goldähre zudem äußerst anspruchslos und frosthart und nimmt mit nahezu jedem Gartenboden Vorlieb.

Allerdings wuchert auch der Essigbaum durch ein weitläufiges Netz an Wurzelausläufern, die sich rasant ausbreiten und ein meterlanges Geflecht im Gartenboden bilden. Aus ihnen treiben dann oft in einigen Metern Entfernung überall Schösslinge aus dem Boden, die sich als äußerst hartnäckig erweisen.

So kann sich der Essigbaum trotz seiner Pracht schnell als Plage erweisen, da seine flachen Wurzeln immer wieder junge Triebe an die Erdoberfläche schieben. Ärger mit dem Nachbarn scheint vorprogrammiert, wenn der Essigbaum zum Zug gelassen wird. Ein ausgewachsenes Exemplar verdrängt umliegende Pflanzen, wenn ihm nicht etwa durch die Verwendung einer Rhizom-Sperre Einhalt geboten wird.

Diese hat sich dabei als beste Gegenmaßnahme erwiesen, wenn die Pflanze noch relativ jung ist und noch kein umfangreicheres Wurzelwerk ausgebildet hat. Gerade wenn die Pflanzung an der Grenze zum Nachbarn, an Wegen, Terrassen, Teichen oder Hausisolierungen erfolgen soll, ist es daher immer ratsam, eine mindestens 70 cm hohe HDPE-Folie einzubauen. Eine Verwendung herkömmlicher Teichfolie zur Begrenzung der Rhizome ist dagegen völlig ungeeignet und kann die Rhizome nicht aufhalten.

Japanischer Knöterich

Schwer einzudämmen, und auch kaum mit Rhizom-Sperren beherrschbar ist der wuchernde Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica), eine Pflanzenart aus der Gattung der Schling- oder Flügelknöteriche. So wird jegliche benachbarte Vegetation in kürzester Zeit gnadenlos überwuchert.

Japanischer Knöterich

Ursprünglich aus Asien kommend, hat die invasive Art rasch auch im mitteleuropäischen Raum Fuß gefasst und wegen seines üppig grünen Blattwerks und seiner weißen Blütendolden im Frühherbst viele Gartenfans gefunden.

Zu seiner Popularität hat nicht zuletzt seine Bedeutung als wertvolles Nahrungs- und Heilmittel beigetragen, so etwa als gesundes Gemüse. Die jungen schnell wieder nachwachsenden Sprossen werden gekocht oder roh auch für Salatbeilagen verwendet.

In der traditionellen chinesischen Naturheilkunde wird Japanischer Knöterich außerdem als durchblutungsförderndes sowie harntreibendes Mittel und zum Entgiften bei Hepatitis, Hefepilzinfektionen, rheumatischer Athritis, Furunkeln, Menstruationsbeschwerden, Brustkrebs, Giftschlangenbissen, Harnwegsinfekten und Bronchitis eingesetzt.

Zudem tragen seine großen herzförmigen Blätter und aufrechtstehenden, weißen Blütenrispen aus vielen kleinen, weißen Einzelblüten zu einem attraktiven Gesamt-Erscheinungsbild bei, das den auch als Kamtschatka-Knöterich bekannten Invasor so beliebt gemacht hat. Als erstklassiges, spätblühendes Bienen-Nährgewächs zaubert der biologisch wertvolle Dauerblüher bis in den Herbst hinein ein besonders Flair in Ihren Garten und ist dabei äußerst anspruchslos. Somit könnte er eigentlich ein angenehmer Gartenbewohner sein, wäre da nicht das ungebremste, äußerst schnelle Wachstum, das für wirtschaftliche Schäden in der Landwirtschaft verantwortlich gemacht wird, und den Knöterich neben Goldrute und Essigbaum in den letzten Jahren stark in Verruf gebracht hat.


Indisches Springkraut

Berühmt-berüchtigt ist auch das Indische Springkraut. Ebenfalls einst als Zierpflanze mit filigraner Blüte bewusst in unseren Gärten eingeführt, wird das Drüsige Springkraut mittlerweile als Bedrohung für Landwirtschaft und Natur angesehen. So genießt die auch im Volksmund als Bauernorchidee (Impatiens glandulifera) bezeichnete Pflanze aus der Familie der Balsaminengewächse einen ebenfalls äußerst zweifelhaften Ruf.

Indisches Springkraut

Besonders wenn Sie Feuchtbiotope oder einen größeren naturbelassenen Teich oder Garten ihr Eigen nennen, haben Sie mit dem attraktiv rosafarben blühenden Neophyt mitunter schwer zu schaffen. Allein eine geringste Berührung einer einzigen Pflanze kann bis zu 4.000 Samen freisetzen, die meterweit verschleudert werden. Die ursprünglich im 19. Jahrhundert aus Indien und dem Himalaja über Großbritannien nach Europa gekommene invasive Art liebt höhere Bodenfeuchte und siedelt sich daher gerne in Teichnähe oder an einem Wasserlauf an.

Wie der Knöterich auch ist das Springkraut trotz der negativen Eigenschaften eine exzellente Bienenweide. Seine an Orchideenblüten erinnernden Blütendolden sind auch essbar und werden in Salaten als zierender Farbkleks bisweilen gerne mitverarbeitet. So bezaubert die bis zu zwei Meter hochwerdende Staude mit ihren exotisch anmutenden Blüten schon im Sommer beginnend bis in den Herbst hinein das Auge des Betrachters und ziert Bachläufe und Feuchtbiotope.

Abbildung 1: pixabay©fL_aq_32_U (CC0 1.0) Abbildung 2: pixabay©steinchen (CC0 1.0) Abbildung 3: pixabay©FotoBeFa (CC0 1.0) Abbildung 4: pixabay©HOerwin56 (CC0 1.0)


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