Rosen veredeln

  • Will man eine bestimmte Rosensorte haben muss man sie vegetativ vermehren, nur so bleibt die Sorte auch erhalten. In der heutigen Zeit wird dies über das Veredeln (hier Okulieren) gemacht.
    Ich werde hier mit ein paar Bildern mal das okulieren zeigen.
    Bevor man loslegen kann braucht man aber ein paar Wildlinge, also junge Wildrosen. Hier eignet sich vorallem die Arten R. laxa und R. multiflora, aber es funktioniert auch mit R. canina und R. corymbifera und mit Sicherheit auch einigen anderen. Hilfreich ist es eine Art zu nehmen mit wenig Stacheln, das erleichtert das veredeln. :) Man kann diese aus Samen ziehen oder Wildlinge kaufen. Die gekauften sind auch aus Samen gezogen aber schon ein Jahr alt. Die Wildlinge werden im Frühjahr (März/April) mit etwas Abstand gepflanzt (so das die Hacke dazwischen passt) und angehäufelt. Dann heißt es warten bis die Veredelungszeit kommt, diese ist im Juli, August. Ich habe aber jetzt im September veredelt und die Rinde löste noch sehr gut, gleich mehr dazu.
    Also zum veredeln:
    Zuerst muss man wissen welche Sorte man möchte und sucht an ihr nach einem geeigneten Trieb. Dieser sollte jüngst verblüht sein, dann ist der Trieb gut ausgereift und das Auge ideal zum veredeln. Zu junge Triebe sind zu weich, zu alte zu hart.


    Am Trieb werden die Blüten abgeschnitten, die Blätter abgeschnitten aber die Nebenblätter bleiben dran (so sind die Augen geschützt bis es ans veredeln geht) und die Stacheln werden abgebrochen (so werden bei vielen Edelreißern sie nicht gegenseitig beschädigt und das anfassen pieckst nicht :D ). In diesem Zustand kann man sie in Zeitung gewickelt, gut nass und in ein Beutel gepackt im Kühlschrank bis zu zwei Wochen lagern, falls man nicht sofort veredeln kann.


    Zum Veredeln selbst braucht man:
    eine Hacke
    ein Putzlappen
    ein Okuliermesser (zur not zu Hause reicht ein sehr scharfes Küchenmesser)
    pro Rose ein Schnellverschluss
    das Edelreiß


    Als erstes wird die Rose abgehäufelt bis der Rosenhals freigelegt wird. Das anhäufeln musste sein, so ist der Wurzelhals geschützt und trocknet nicht so schnell aus.
    Der Wurzelhals wird mit dem Putzlappen, da wo veredelt wird, gesäubert (etwas Hygiene muss sein) Nur so viel Rosen säubern wie man veredelt. Sonst wird die Stelle bräunlich und ist schwerer zu lösen.


    Nun nimmt man das Reiß entfernt das schützende Nebenblatt. Das Reiß wird so gehalten das der Trieb der einst in der Blüte mündete zum Körper zeigt. Man beginnt das Auge auszuschneiden was am nächsten am Körper ist auf diese weise beschädigt man nicht die anderen Augen, die man vllt auch veredeln möchte.


    Mit dem Messer setzt man etwa 0,5 bis 1cm unter dem Auge an und schneidet bis etwa in die Mitte des Triebes, bis unter das Auge. Dann einfach vom Trieb abziehen. so hat man ein kleines "Fähnchen" dran hier kann man das Auge gut festhalten.


    Unter dem Auge ist das Holz was man mit rausgeschnitten hat das wird vorsichtig entfernt ohne das Auge zu verletzten (bei Minirosen sehr schwer zur Not kann man hier darauf verzichten). Nun nicht mehr an die Unterseite des Auges fassen (Hygiene).


    Am Wurzelhals wird nun der T-Schnitt ausgeführt. Erst der waagerechte Schnitt den der vertikale. Die Rinde muss vom Holz gelöst werde um das Auge einsetzten zu können. Am besten geht das im Juli/August. Aber die Tage war es sehr nass, so konnte ich auch jetzt noch gut lösen. Wenn sie sich nicht lösen kann man kein Auge einsetzten, lösen sie sehr schwer kann man die kleinen "Flügel" abreißen, dann kann das Auge kaum noch anwachsen.


    Nun wird das Auge eingesetzt, schön mittig. Hauptsache das Auge sitzt mindesten 1-2mm (lieber ein, zwei mm mehr) unter dem waagerechten Schnitt. Vom "Fähnchen" wird noch etwas überstehen, das wird einfach mit dem Wesser am waagerechten Schnitt abgeschnitten.


    Nun wird der Schnellverschluss angelegt. Schön straff das er das Auge ans Holz drückt. Gleichzeitig schützt es vor Dreck. Dafür sollte der Schnellverschluss den waagerechten Schnitt überdecken. sollte der vertikale Schnitt nicht 100% abgedeckt sein ist das nicht schlimm, solange es nur 2-3 mm sind.


    Danach als Schutz vor Schäden und Frost wieder anhäufeln.


    Das Veredeln ist fertig.
    Nun muss man wieder warten, bis nächstes Jahr. Da wird im April/ eher Mai der wilde Teil auf Höhe des waagerechten Schnittes abgeschnitten und der Schnellverschluss entfernt. Nun kann das Auge wachsen und somit unsere Sorte. Da mache ich nächstes Jahr mal ein paar Fotos.
    Im Herbst kommt die Pflanze an ihren endgültigen Platz.

  • hallo,


    ganz interessant und genau zum richtigen Zeitpunkt. Eine Bekannte fragte mich vor ca 14 Tagen, ob ich mal etwas über das Veredeln im Forum gelesen hatte. Also ganz prima,dass du den Beitrag jetzt reingestellt hast. :yes: Danke!


    Lg Kerstin

  • Das erinnert mich an den Asterix & Obelix Film, als Cäsar sich zur Ruhe gesetzt hat und dann Rosen züchtet :biggrin: Ich habe mich immer gefragt, wie das mit dem Rosen veredeln funktioniert. Du hast mir die Augen geöffnet. Danke! Würde natürlich gerne Ergebnisbilder sehen ...

  • Die Rosen die ich letztes Jahr veredelt habe und ich mit Bildern zeigte, müssen nun weiter gepflegt werden.
    Sie werden vorsichtig abgehäufelt und der Verschluss wird gelöst. Nun sieht man ob die Okulation etwas geworden ist. Naja, nicht immer ist es eindeutig. Ist das Auge grün ist das gut. Ich hatte aber auch schon ein paar Veredelungen die ich schon abschrieb, dann aber doch noch etwas wuchs. Also nicht gleich rauszerren, ruhig erstmal stehen lassen (So werden auch die anderen nicht gestört).



    Aber das reicht noch nicht. Die meiste Energie schickt die Pflanze natürlich in ihre Triebspitzen. Das wollen wir nicht -ganz davon abgesehen das wir das wilde so oder so nicht wollen- sondern wir wollen das die Energie in unser eingesetztes Auge geht. Also schneiden wir ohne mit der Wimper zu zucken den wilden Teil ab, auf der Höhe des horizontalen Schnittes unseres T-Schnittes.



    Nun geht alle Energie in unser Edelauge. Es wird schon bald wachsen.
    Etwa 60-70% meiner Augen sehen gut aus (von 20 Pflanzen). Letztes Jahr waren 90% gewachsen (von 10 Pflanzen), hoffentlich überraschen mich noch ein paar Augen.


    Dieses Jahr ist es mit den Jahreszeiten ja alles etwas anders. Schon vor zwei Wochen habe ich sie abgeworfen. Normalerweise ist der April die Zeit. Der Zeitpunkt richtet sich auch danach wie weit/wann der wilde Teil treibt. Die Energie soll ja wie schon geschrieben in in unser Auge, also müssen wir abwerfen bevor zu viel Energie in den wilden Teil geht. Und das Wetter passt ja auch.


    Ich halte euch auf den laufenden wie sie wachsen. Im Herbst müssen wir sie ja noch umpflanzen :wink:

  • Die Rosen wachsen. Aber nicht immer so wie ich es gerne hätte. Manche Rosen bringen nur einen Trieb, der wächst und wächst und Seitentriebe werden nicht oder kaum gebildet. Ich will aber Seitenriebe, denn mehr Triebe heißt mehr Blüten und kräftigere Pflanze. Zudem bricht ein einzelner langer Trieb schneller bei starken Wind oder der Pflege. Und wenn die Veredelungsstelle rausbricht war es das mit unserer Rose.
    Also müssen wir pinzieren. Wir lassen die drei vier untersten Blätter stehen und die Spitze schneiden oder knipsen sie mit den Fingern raus. Das sollte man recht früh machen und nicht erst wenn der Trieb schon 50cm lang und 10 oder noch mehr Blätter gebildet hat.
    Auf diese Weiße regen wir die Bildung der Seitentriebe an und die Bruchgefahr ist minimiert. Einmal würde ich jeden Rosentrieb pinzieren. Man kann und muss es öfter machen wenn partout keine Seitentriebe gebildet werden.

  • Heute endet die Tour des Veredelns.
    Im Frühjahr 2013 haben wir Wildlinge gepflanzt.
    im Sommer 2013 haben wir die Wildlinge veredelt.
    Im Frühjahr 2014 haben wir abgeworfen.
    Im Sommer 2014 haben wir die Edlen gepflegt.
    Und nun im Herbst 2014 "ernten" wir unsere edlen Rosen. Dieser Schritt ist nur notwendig wenn die Rosen nicht an ihrem eigentlichen Platz gepflegt wurden sondern im Beet oder einem Acker. So war es bei mir. Ich wusste noch nicht genau welche Sorten ich haben möchte und wo ihr endgültiger Platz sein wird, und ich habe für Bekannte veredelt, die fertigen Rosen kann ich nun zu ihnen bringen.


    Wir brauchen
    einen Spaten
    eine Rosenschere
    optional Handschuhe und Etiketten auf denen wir den Sortennamen notieren.


    Hier ein Bild meiner Rosen wie sie zuletzt da standen. Durch das pinzieren haben dieses Jahr alle zwei oder drei Triebe aus der Veredelungsstelle geschoben. Letztes Jahr hatte ich auch Eintrieber, es gibt aber auch Sorten die bringen routiniert viel mehr Triebe. Je nach Sorte ist noch viel Laub an den Trieben oder schon fast alles abgefallen (wegen Pilzen abgeworfen).


    Mit dem Spaten wird sie vorsichtig ausgegraben. Je mehr Wurzeln noch dran sind desto besser.
    Hier ein frisch geerntetes Exemplar.


    Nun müssen wir mit der Schere alle Blätter entfernen (mit der Hand entfernen geht auch). Rosen sind Sommergrün der Verlust um diese Jahreszeit ist also nicht schlimm. Zudem kann sie so kein Wasser mehr verdunsten. Große Betriebe setzten soweit ich weiß Entlaubungsmittel ein, die haben nicht die Zeit jede Rose per Hand zu entlauben.
    Lange Triebe werden eingekürzt. Ich habe nie gemessen, ich würde sagen so auf 30-40cm. Auf Augen muss dabei nicht geachtet werden, im Frühjahr kommt ja der normale Rückschnitt.
    Des weiteren werden sehr dünne Triebe entfernt (wenn genug andere da sind). Verzweigungen sollten entfernt werden wenn sie stören. Da meine Rosen nur zwei oder drei Triebe aus der Basis haben, habe ich keine Triebe weiter entfernt. Sind sehr viele Triebe vorhanden könne einige entfernt werden, um die Rose später leichter zu pflanzen, es muss aber nicht auf Teufel komm raus auf drei Triebe reduziert werden.
    Bei den Wurzeln werden sehr lange Exemplare eingekürzt (die Wurzeln müssen ja ins Pflanzloch passen). Wenn man sie mit dem Spaten raus holt passiert sowas aber selten. Alle Wurzeln sollten dann aber angeschnitten werden. Beim roden werden die Wurzeln ja abgerissen. Mit einem Schnitt gibt es eine saubere Schnittstelle und die Wurzeln werden zum bilden Neuer angeregt.
    Auf dem Bild sieht mal den Wurzelschnitt leider nicht gut.


    So können sie nun an ihren endgültigen Platz ins Rosenbeet gesetzt werden, oder in einen Topf, eingepackt versendet werden oder eingeschlagen werden.
    Um nicht durcheinander zu kommen können an die Triebe Etiketten mit Namen und sonstigen benötigten Infos befestigt werden.

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