Nur Luftwurzeln?

  • Hallo zusammen,


    ich habe mittlerweile 3 Orchideen, da ich gelernt habe, dass eine sehr alleine ist :)
    Nach stiefmütterlicher Behandlung (zu trocken) fange ich nun nach 4 Jahren an mich mit meinen Orchideen zu beschäftigen, da zwar ab und zu ein Blühversuch da war, aber scheinbar am "zu trocken" gescheitert ist. Auch habe ich seit 3 Tagen spezielle Orchideenübertöpfe. :yes:


    Aber nun zu meiner Frage:
    Auf der abgebildeten Phalaenopsis (1. Orchidee vor 4 Jahren und Geburtstagsgeschenk) haben sich scheinbar nur Luftwurzeln gebildet und keine in das Substrat. Ich sprühe sie 1x täglich mit weichem Wasser an. Wie giesst man die? Sie kann über das Substrat nichts aufnehmen oder? und vor allem wie dünge ich diese Pflanze?


    vg
    Pflanzenfee

  • Hallo!


    Dann will ich zuerst einmal generell auf Orchideen (in diesem Fall Phalaenopsis) eingehen.
    Zuerst einmal die 3 wichtigsten Faktoren kurz zusammengefasst:


    1. Wasser: verwende Wasser mit entsprechenden Eigenschaften (Ionenarm, pH-Wert. 5-7 --> idealerweise und am einfachsten Regenwassser) und in hinreichenden Mengen. Idealerweise über Luftfeuchtigkeit für die ganze Pflanze verfügbar.
    2. Licht: nur wenig direkte Sonne (1-2h am Tag) ansonsten schattiert, dennoch genügend Licht.
    3. Temperatur: Nacht-/Tag- Unterschied von Vorteil Tag: etwa 20-30 °C Nacht: etwa 10-20°C (nicht nass stehend; Vorsicht kein Wasser in den Blattachseln über Nacht)


    Kultivierung von Phalaenopsis


    Zu deiner Pflanze im Allgemeinen:
    Ich weiß nicht so wirklich was so speziell an diesen Übertöpfen sein soll außer, dass sie transparent sind.


    Egal, Generell ist sowas eigentlich nicht so schlecht, da sich darin bei vorliegendem Wasser leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit für die Wurzeln innerhalb des Topfes bildet. Dazu müssen die Wurzeln aber auch da drin sein und Wasser (mit korrekten Parametern, sonst verfaulen Wurzeln die darin liegen erst recht) darin vorliegen.


    Ich versuche jetzt mal zu erklären, was mit deiner Pflanze passiert ist bzw. warum sie so aussieht wie sie aussieht, oder eben auch nicht blüht oder nur spärlich.
    Wie du schon angemerkt hast wird diese Phalaenopsis zu trocken gehalten. Vor allem im Winter, das erkennt man an den vertrockneten Wurzelspitzen. Durch das Sprühen gibst du der Pflanze etwas, aber zu wenig, da das auch sehr schnell wieder verdunstet, zudem kann ich nicht sagen, inwiefern das Wasser tatsächlich weich ist (es sind zumindest keine offensichtlichen Kalkflecken zu erkennen). Im Sommer, da wo die Luftfeuchtigkeit höher ist, erholt sich die Pflanze und bildet kräftig "Luftwurzeln". Die Pflanzen brauchen, auch wenn nur wenig auch Nährstoffe. Diese werden in freier Natur durch die Umgebung (Regen der Nährstoffe aus der Luft bzw. Umgebung anschwemmt, Abbauprozesse, ... ) geliefert.
    Das fehlt deiner Pflanze fast komplett. Um Nährstoffe aufnehmen zu können, muss aber eben auch die Wasserzufuhr bzw. -verfügbarkeit gewährleistet sein.


    Ablagerungen am Substrat durch (Dünger) Wasser beim Verdunsten führt zu Schädigungen der Wurzeln (Verbrennungen) die in Kontakt mit dem Substrat kommen. Diese vertrocknen schneller. Aus diesem Grund sieht es wohl auch so aus als wären nur außerhalb Wurzeln. Das Substrat kann man leider nur schlecht auf diesem Foto erkennen. Ich vermute grobe Pinienrinde. Es schaut nass aus und vermutlich auch verfaulte Wurzeln dabei. Wenn man mit Leitungswasser gießt passiert sowas schnell (Grund ist für gewöhnlich zu hoher pH-Wert und/oder Härte)


    Ich bin zwar kein Fan davon aber du solltest deine Pflanze gelegentlich Tauchen, wenn du sie so weiterhin halten willst. Der Übertopf erfüllt so seinen Zweck nicht. Dafür kannst du gelegentlich auch Dünger verwenden.


    Eine andere Möglichkeit wäre den alten Stamm der Pflanze, dort wo keine gesunde Wurzel mehr vorhanden ist abzuschneiden und die Wurzeln der Pflanze in den Übertopf und den Plastiktopf stecken. In Zukunft mit Regenwasser gießen und besprühen oder tauchen.


    Genauso gut kannst du auch andere Kultivierungsarten verwenden.


    gez. Hauzi

    Ich kultiviere einen Großteil meiner Orchideen mit SGK.


    gez. Hauzi

  • Hallo Hauzi
    vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich habe erst vor 1 Woche mit dem tauchen durch einen Tipp von meiner Freundin angefangen. Die transparenten Übertöpfe haben den Vorteil dass sie unten einen Knubbel haben, so dass die Orchidee beim gießen höher steht und das überschüssige Wasser abgegossen werden kann. Das Substrat kenne ich nicht, da wie geschrieben Geburtstagsgeschenk.


    Ich wohne in einer Großstadt mit sehr kalkhaltigem Wasser. Ich habe jedoch einen Wasserfilter mit diesem Wasser ich giesse. Regenwasser leider nicht möglich im 4. Stock.


    aus deiner Antwort lese ich, dass ich die Orchidee am besten mit den Wurzeln in einem neuen Substrat eintopfe oder? und das während es Blütenansatzes, oder wann?


    Sorry ich habe bei Orchideen Fragen über Fragen obwohl ich seit 30 Jahren Zimmerpflanzen habe, nie Probleme (deshalb auch mein Nick) und mir meine Freundin auch sagte, es gibt nichts pflegeleichteres als Orchideen. Hier stehe ich am Anfang.....


    vg
    Pflanzenfee

  • Naja, pflegeleicht. Kommt darauf an was man erreichen will. :)
    Entsprechende Hybriden erholen sich oft selbst im Sommer, eben über besagte Luftfeuchtigkeit. Sie reagieren sehr langsam auf Umweltänderungen oder Fehler. Genau das führt auch häufig zu Blütenbildung.


    Was ist denn das für ein Wasserfilter, wenn ich fragen darf?


    Sofern die Blätter nicht schlaff sind, behandle sie so wie bisher (also weiterhin tauchen), bis die Blüte vorbei ist. Dann kannst du sie mal umsetzen sofern du das noch nie getan hast.


    gez. Hauzi

    Ich kultiviere einen Großteil meiner Orchideen mit SGK.


    gez. Hauzi

  • Der Wasserfilter ist von PearlCo mit einer Patrone. Die Orchidee habe ich noch nie umgesetzt, werde ich nach der Blüte tun, sofern diese wirklich aufgehen, da sie bis jetzt immer vertrocknet sind.


    Aber meine Frage nach Düngung, auch wenn sie nach Lektüre erst wieder im April notwendig ist, ist noch offen. So wie ich dich verstanden habe umsetzen Wurzeln ins Substrat bringen und dann düngen?


    vg
    Pflanzenfee

  • Ja, bei jedem 3. Tauchvorgang. Also das Tauchwasser mit entsprechender Menge Orchideendünger versehen. Im Winter sollte das nicht gemacht werden. Ab Frühling bis Herbst. Auch dabei gilt wieder, wegen der geringen Luftfeuchtigkeit im Winter verdunstet das Wasser sehr schnell und der Dünger konzentriert sich im Substrat bzw. an den Wurzeln auf und es kommt zu Verbrennungen, also zur Schädigung. Zudem ist das Wachstum in dieser Zeit wegen Lichtmangel verringert, wodurch sie auch weniger brauchen. Direkt nach dem Umsetzen nicht düngen.


    Hier wird übrigens auch das Problem der abfallenden Knospen behandelt.
    Kultivierung von Phalaenopsen


    Wo steht denn deine Pflanze? (Liegen Äpfel in der Nähe kann es ebenfalls zum Knospenabwurf kommen)
    Oder sie leidet an Hungersnot. :)


    gez. Hauzi

    Ich kultiviere einen Großteil meiner Orchideen mit SGK.


    gez. Hauzi

  • Apropos Luftfeuchte.................
    Ich habe regelmäßig ein 2l Gefäß mit Tauchsieder im Einsatz. Nach dem Tauchen und/oder Giessen ist der Effekt nicht schlecht. Mittleres Tropenklima für ein paar Stunden im direkten Pflanzenbereich. Der Wasserdampf auf den z.B. Spatiphyllum ist viel feiner als jedes Sprühen und hält sich auch viel länger.

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