Farn stirbt - letzter Versuch?

  • Hallo liebe Pflanzenfreunde,


    ich wende mich mit einem kleinen Hilferuf an euch.
    Kurz und knapp:

    • im Mai habe ich diesen Farn (siehe Bilder unten) komplett grün und gesund aussehend gekauft
    • innerhalb von ein paar Wochen begannen sich braune Spitzen zu zeigen
    • ich habe ihn nach Anweisung der Pflanzenhändlerin gepflegt

      • Immer feucht halten (täglich kleine Giesmengen)
      • im Schatten platzieren (ca. 5 Meter vom Fenster entfernt an der schattigen Wand, die Sonne ragt Mittags max. 2m in den Raum, Südseite)
      • hin und wieder Grünpflanzendünger beimengen (ich hab max. 1x im Monat ein wenig ins Gießwasser gemischt
    • => trotzdem wurde er brauner und brauner
    • ich habe ihn ca. 1,5 Wochen etwas mehr gegossen, da ich braune Spitzen für Trockenheits-Anzeichen hielt
    • kein Erfolg, die Erde fühlte sich sehr feucht an, also habe ich mich gefragt ob es zu viel Feuchtigkeit war und bereits Wurzelfäule entstand - eine Woche nicht gegossen, nichts verändert

    Das waren die ersten 6 Wochen, folgender Verlauf über die letzten Monate:

    • dann nur wöchentlich wenig gegossen, denn die Erde war nie komplett trocken, trotzdem wurde er nur brauner
    • Wir sind jetzt Ende Juli, ich habe ihn etwas näher zum Fenster gestellt (immer noch kein direktes Sonnenlicht), falls es am zu schattigen Eck lag - keine Veränderung
    • Eine Freundin erzählt, manche Pflanzen sollte man eher mit einer Sprühflasche besprühen statt gießen - ich besprühe also über zwei Wochen nur die Blätter, achte darauf dass die Erde nie "zu nass" wirkt - kein Erfolg
    • ich lasse ihn wieder zwei Wochen ganz in Ruhe, kein Erfolg, gieße ihn mal in größeren Schüben ("tränken") und lasse ihn dafür zwei Wochen in Ruhe - kein Erfolg
    • Nachdem ich ihn wieder über zwei Wochen komplett in Ruhe gelassen, aber die Erde immer abgefühlt habe, ist die Erde immer noch leicht feucht, obwohl der Farn nur brauner und brauner wird
    • Also vermute ich wieder Wurzelfäule, ich lasse ihn jetzt schon seit Wochen ungegossen, zwischendurch habe ich sogar Wasser abgegossen, dass im Teller stand (er war oben nicht patschnass oder so, deshalb meine Überraschung, ich hab ihn ja nicht ertränkt oder so)
    • das war vor 2-3 Wochen, jetzt habe ich ihn nochmal ganz raus genommen (siehe Bilder unten) und der untere Wurzelbereich ist immer noch feucht!!! Obwohl ich ihn seit Wochen nicht gegossen habe? Er riecht ein wenig süßlich-komisch, aber nicht wirklich faulig?

    Könnt ihr mir helfen? Ich möchte die schöne Pflanze gerne retten, das ist aber mein letzter Versuch.


    ... und natürlich habe ich die Wechsel der verschiedenen Versuche nicht radikal gemacht, wie ihn aufeinmal völlig zu ertränken oder so etwas, sondern immer geschaut wie fühlt sich die Erde an etc.


  • Der Farn ist ein Zierspargel: https://www.pflanzenfreunde.com/asparagus-setaceus.htm


    Ich liebe die fachliche Beratung in der Floristik :(


    Tipp: die Pflanzen machen durchaus viel mit und sterben trotzdem nicht. Abschneiden, alles. 2-3cm stehen lassen. Das Material ist tot, da passiert nix mehr.


    Dann bitte so hell als möglich stellen. Wir haben bald Oktober, da tut die Vollsonne nicht mehr viel. Giessen und das komplett feucht. Der A. setaceus kann durchaus trockener stehen, dabei fängt er halt (grade in der Wachstumsphase über den Sommer) an, braun zu werden. Deswegen, Wasser marsch.


    Eine milde Grundfeuchte muss immer da sein, weil sonst neben braunen Stellen auch gleich Spinnmilben einziehen. Keine direkte Heizungsluft und nach Möglichkeit Wasserschalen o. ä. wegen der Luftfeuchte hinstellen.


    Wenn noch Leben im Ballen ist, ich gehe davon aus, dann wird nach der Operation einige Wochen später die eine oder andere zarte Spargelspitze sichtbar werden.


    Der A. setaceus ist Südafrikaner. Der kann auch Vollsonne, quittiert das aber eher mit Unwillen, weil halt da nix mehr mit Luftfeuchte in der Hitze ist. 5m weg vom Fenster ist aber immer entschieden zu wenig Licht.


    Zusammengefasst: Hell ohne knallende Mittagssonne. Immer eine Grundfeuchte, im Sommer durchaus auch mal patschnass giessen, der verdunstet und zieht das Wasser zügig. Besprühen ist gut (deutlich warmes Wasser verdunstet leichter und fühlt sich auch für eine Pflanze angenehm an). Nach Möglichkeit Regenwasser verwenden. Ansonsten eben Wasserschalen aufstellen.


    Gefällt dem Spargel seine Umgebung, dann entwickelt der mit der Zeit Triebe über 2m Länge. Da muss dann halt mit Rankhilfen/Stäben gewickelt werden.


    Jetzt nicht mehr düngen, nur feucht halten und warm stellen (kalte Zugluft bei gekipptem Fenster lassen. Das geht schief).


    Bei Fragen bitte fragen ;)


    Nachtrag: ich sehe wenigstens einen grünen Trieb. Den bitte lassen und nur das braune oberhalb schneiden.

  • Wow, vielen Dank für deine fachliche, ausführliche Antwort. So habe ich das gebraucht.


    Eine Rückfrage - also Wurzelfäule schließt du aus? Beim Wurzelbereich soll ich auch nichts entfernen, der darf so bleiben?
    Bzw. beim Feuchthalten muss ich mir keine Sorgen darum machen?

  • Gerne doch :)


    Ich würde für den Anfang nur gründlich giessen. Methode hierbei möglich und hilfreich bei "ich trau mich nicht wirklich". Nimm einen großen Topf mit entsprechender Höhe, oder einen Übertopf mit ebensolcher Höhe und stelle den eingetopften Ballen in dieses Gefäß. Fülle Wasser an, bis der Topfrand unter Wasser steht.


    Es fängt dann an zu blubbern. Fülle den Wasserstand bei Bedarf nochmal auf Maximum. Hört es dann auf zu blubbern, der Topf hat seine maximale Feuchte. Nimm den Topfballen, lasse gründlich abtropfen und stelle danach die Pflanze an ihren Platz.


    Die nächsten Wochen dann eben feucht halten. Nimm nach dem tauchen den Topf zur Probe und merke Dir das Gewicht. Was so schwer im Regelfall nicht bedenklich ist. Es ist das maximale an Aufnahmefähigkeit und das passt so.


    Erst wenn der Spargel anfängt deutlich zu schieben, umtopfen und das ohne was an den Wurzeln zu fingern. Den Termin würde ich in Richtung Winter auslassen. Das hält der schon aus bis zum Frühjahr.


    Im Frühjahr dann aber ca. März deutlich größer umtopfen. Eine Nummer größer hilft dem Spargel nicht. Weil, wenn der wächst, dann tut er das heftig und dazu braucht er Platz.

  • Nimm einen großen Topf mit entsprechender Höhe, oder einen Übertopf mit ebensolcher Höhe und stelle den eingetopften Ballen in dieses Gefäß. Fülle Wasser an, bis der Topfrand unter Wasser steht.Es fängt dann an zu blubbern. Fülle den Wasserstand bei Bedarf nochmal auf Maximum.


    Super. Danke. - Zum Verständnis: Also in einen größeren Topf stellen und den Pflanzentopf selbst voll gießen - oder den Auffangtopf vollgießen bis zur Höhe des Pflanzentopfs?

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