Zitronenbäume für Überwinterung vorbereiten + Helligkeit ausreichend?

  • Hi zusammen,


    meine zwei Zitronenbäumchen stehen immer noch draußen an der geschützten Hauswand, so langsam stehen allerdings die ersten richtig frostigen Nächte an, sodass die Bäume nicht mehr dauerhaft draußen stehen bleiben können. Ich hab mich schon zig Stunden eingelesen, welche Möglichkeiten zur Überwinterung es gibt und was man beachten soll. Bei mir kommt mangels Alternativen nur eine helle und warme Überwinterung in Frage. Meine Fragen möchte ich in zwei Themenbereiche eingrenzen: Vorbereitung der Überwinterung und die Überwinterung selbst.


    Vorbereitung der Überwinterung


    Der eine Zitronenbaum hat für seine Größe extrem viele Blüten/Blütenansätze (> 100 Stück), ca. fünf größere Früchte (die erste wird bereits gelb) und ca. 30 kleine Fruchtansätze. Hier ein paar Fotos davon:



    Frage: Muss ich etwas abschneiden/ernten etc., bevor er in die warme Überwinterung geht?


    Überwinterung


    Mir sind die Vor- und Nachteile der hellen Überwinterung bekannt und das regelmäßige Düngen und Gießen wären auch kein Hindernis.
    Womit ich allerdings noch nicht so zurecht komme, ist wie hell es wirklich für die gewünschte Temperatur sein muss. Grundsätzlich gilt ja:

    • Je dunkler, desto kühler muss es sein.
    • Je heller, desto wärmer muss es sein.

    Hell und dunkel sind jedoch sehr schwammige Begriffe, sodass ich nicht draus schlau wurde, welche Beleuchtungsstärke noch für welche Temperatur ausreichend ist.


    Ich könnte einen Raum mit 17 bis 18 °C bieten, bei dem an bedeckten Tagen am Fenster noch ca. 1.000 lx erreicht werden. Dann hätte ich den Wohnraum mit 19 bis 20 °C, wo es am Fenster vllt. bis zu 1.200 lx an bedeckten Tagen hat.


    Frage: Kann ich mit diesen Kombinationen etwas anfangen?


    Vielen Dank für eure Hilfe

  • Grundsätzlich gilt ja:

    • Je dunkler, desto kühler muss es sein.
    • Je heller, desto wärmer muss es sein.

    Hell und dunkel sind jedoch sehr schwammige Begriffe, sodass ich nicht draus schlau wurde, welche Beleuchtungsstärke noch für welche Temperatur ausreichend ist.


    Nein, es gilt nicht je heller desto wärmer. Es gilt je wärmer umso mehr ein Augenmerk aufs giessen. Einem Kaktus ist das egal, der braucht eh kaum Wasser. Laubtragende Pflanzen verdunsten allerdings und da darf eben nix austrocknen.


    Je kälter umso weniger giessen, weil eben nicht oder kaum verdunstet wird.


    Ich würde den hellsten Platz direkt am Fenster nehmen. Direkt am Heizkörper sollten sie allerdings nicht stehen. Der eine oder andere trübe Tag macht nichts, wochenlang trüb wäre hat nicht wirklich gut.


    Vor dem Einwintern vorbeugend gründlich abduschen, falls ungebetene Gäste auf den Zitronen wohnen. Nochmal gründlich giessen und an den angedachten hellen Platz stellen. Auf regelmäßige Luftbewegungen achten, allerdings nicht winterlicher Kälte aussetzen. In Sicherheit bringen, lüften und nach neuerlichen Erwärmung der Raumluft wieder zurück.


    Alles zusammengenommen ist das kein Hexenwerk ;)

  • Danke dir! Der Raum hat sowohl Fußbodenheizung als auch eine Wohnraumlüftung. Reicht die Luftumwälzung durch eine Wohnraumlüftung dafür aus bzw. worauf kommt es bei den Luftbewegungen an?


    Man liest halt sehr oft, dass die Zitronenbäume oft die Blätter verlieren, weil irgendetwas nicht gepasst hat. Sowas versuche ich natürlich zu vermeiden :)

  • Ich habe von dieser Bauweise keine Ahnung, kann dazu also nix sagen.


    Ich würde einen entsprechend hohen Sockel unter die Töpfe stellen, weil die Erwärmung durch die Fußbodenheizung ein Problem werden kann.


    Heisst dann warmer Fuß, Wasserverbrauch hoch, giessen vernachlässigt, geringe Luftfeuchte, Drama.

  • Das mit dem Abduschen kann ich auch nur empfehlen. Gerne kann man die Pflanzen auch 3/4 Mal abduschen die ersten 2 Wochen. Eine gesunde Pflanze kann mit Befall zwar iwie schon klarkommen, aber in der beheizten Wohnung ist die Umgebung eben nicht gut für die Pflanze. Dh mit den Wochen wird er schwächer und Schädlinge haben es nun immer leichter.


    Je heller, desto wärmer usw , kann ich so auch nicht bestätigen. Es gibt viele Pflanzen, die sonnig-kühle Phasen brauchen. Meist Sukkulenten, Kakteen, aber auch Hoyas, bestimmte Bromelien, Begonien, Farne brauchen sehr helle, kühle Standorte. Das sind dann zB Pflanzen, die in kalt-tropischen Nebelwäldern bzw Wolken-/Elfenwäldern vorkommen, wo die Temperatur auch mal an den Frostpunkt kommen kann.



    Die erwähnten Lux--Angaben sind zu wenig für die Pflanze. Hier ist bei zu warmen Temperaturen defintiv mit Problemen zu rechnen. Der Stoffwechsel der Pflanze will da arbeiten, kann aber kaum Photosynthese/Atmung betreiben, Blattmasse geht verloren, die Früchte gammeln bzw werden nicht weiter entwickelt, usw. Was möglich wäre bei über 18 Grad ist ne Pflanzenlampe. Dann kann der auch in den Wohnraum und relativ "normal" gepflegt werden. Hier ist beim Gießen aufzupassen, dass er nicht zu feucht steht. Lieber trockener als zu feucht.


    Will man nicht beleuchten, muss die Temperatur halt weiter runter. Wachstum findet dann nicht mehr so viel statt und meist reicht es mit einem hellen/südseitigen Fenster (wo auch mal Sonne hinkommt), die paar Stoffwechselvorgänge für (fast) alle Blätter aufrecht zu erhalten. Fast fertige Früchte dürften vllt noch was werden, aber der Rest bräuchte zu viel Energie und wird halt resorbiert. Mit kühl ist zwischen 5 und 15 Grad gemeint. Wobei hier 17/18 Grad nicht überschritten werden sollten. warmer Fuß durch Fußbodenheizung ist halt auch nicht zu empfehlen.
    Dieser Raum, den Du erwähnt hast mit max 17/18 Grad, wäre okay, wenn er wirklich nicht wärmer wird. Der Wohnraum ist ungeeignet. Ein weiterer Vorteil der kühl-hellen-Überwinterung: Die Luftfeuchte ist idR höher als im Wohnraum. Hier kann man das Gießen dann soweit beschränken, dass die Pflanze nicht so trocken steht, dass sie stirbt. Auf keinen Fall sollte pro Gießgang soviel gegossen werden, dass der dann tagelang im klatschnassen Substrat steht. aller 10-14 Tage mal vorbei schauen und bei sehr großer Trockenheit (abhängig vom Volumen des Topfes) ein bischen was oben/unten rein.

    Wenn etwas wächst, gibt es auf der anderen Seite etwas anderes, das wächst auch...nur negativ.

  • Dankeschön für den ausführlichen Beitrag.


    Zu "Je heller, desto wärmer usw , kann ich so auch nicht bestätigen.": Das hatte ich vom Zitronenpapst und wird auch allgemein immer bei der Überwinterung zu Zitronenbäumen geschrieben. Nur vermute ich, dass jeder etwas anderes unter "hell" versteht und die meisten Leute daher die tatsächlich benötigte Helligkeit bei der warmen Überwinterung gar nicht erst erreichen.


    Ich plane jetzt folgendes: Den Raum tausche ich mit der angeschlagenen Strelitzie. Die Strelitzie bekommt dann normale Raumtemperatur von 19 °C am Südfenster und die Zitronenbäume kommen in das Gästezimmer mit Südfenster. Dort stell ich die Heizung aus, sodass es sich bei ca. 16 °C einpendeln wird.


    Muss ich dann mit den bestehenden Früchten und Blüten etwas machen oder sorgt die Pflanze alleine dafür, wenn ihr etwas nicht passt?

  • ....und die meisten Leute daher die tatsächlich benötigte Helligkeit bei der warmen Überwinterung gar nicht erst erreichen.


    Das denke ich doch auch.
    Ideal wäre ein Oberlicht. Damit wäre man nahe am Optimum. Tatsächlich hat man eher mehr oder weniger große Fenster und alleine schon deswegen massiv reduzierten Lichteinfall.


    Zitat

    Muss ich dann mit den bestehenden Früchten und Blüten etwas machen oder sorgt die Pflanze alleine dafür, wenn ihr etwas nicht passt?


    Es wird geraten, die Früchte zu entfernen. Ich habe noch nie mit Zitrusfrüchten gewerkt, kann hier also nicht dienen.

  • Das mit den Früchten macht die Pflanze idR selbst. Ein paar könnten noch werden. Wen man sieht, dass die am Zweig gammeln, schrumpeln usw, kann man fie auch abnehmen.


    16 Grad klingt jedenfalls gut.


    Viel Erfolg.

    Wenn etwas wächst, gibt es auf der anderen Seite etwas anderes, das wächst auch...nur negativ.

  • Da die Außentemperaturen wieder relativ milde werden und die nächsten Wochen ggf. kein Frost ansteht: Könnte man die Zitronenbäume wieder so lange wind- und regengeschützt draußen aufstellen oder ist das hin- und her mehr kontraproduktiv als nützlich?

  • Das würde ich nicht machen. Von der Rennerei abgesehen, die Pflanzen richten sich in ihrem Winterquartier ein. Diese Kleinklima sollte beibehalten werden..


    Wenn es recht warm ist kann immer noch gelüftet werden. Aber halt besser nicht von links nach rechts zerren.

  • Hi zusammen,


    ich wollte schon länger mal wieder Rückmeldung geben aber leider ist es jetzt wieder ein akutes Thema geworden :|


    Den Winter haben beide Bäume bei ca. 17 bis 18 °C Raumtemperatur sehr gut überstanden. Es sind so gut wie keine Blätter abgefallen, nur hat sich gegen Ende des Winters einiges an Ungeziefer eingenistet:

    Schildläuse und Trauermücken.


    Den Bäumen hats allerdings nicht geschadet, sodass sich nach den ersten sonnigen Tagen draußen (war noch frostig, sodass die Bäume weiterhin drinnen standen) schon wieder erste Blüten gebildet haben.


    Die Trauermücken habe ich sehr schnell mit Nematoden wegbekommen, gegen die Schildläuse habe ich beide Bäume 9 Tage lang jeden Tag mit folgender Emulsion eingesprüht:


    • 1 l Wasser
    • 20 ml Spiritus
    • 20 ml Rapsöl
    • 1 TL / 10 – 15 ml Schmierseife

    Die Schildläuse sind dann auch ziemlich schnell verendet und die Bäume wurden abschließend abgeduscht, wobei eine ölige Schicht zurückgeblieben ist.


    Seit Mitte März (ab den ersten dauerhaft frostfreien Nächten) stehen die Bäumchen wieder draußen und haben sich anfangs gut gemacht:






    Seit ca. zwei Wochen beginnen allerdings beide Bäume gesunde Blätter abzuwerfen, sodass es mittlerweile komplett kahle Äste gibt und es ist kein Ende in Sicht. Von den noch vorhanden Blättern lassen sich sehr viele sehr einfach abstreifen, die wären also die nächsten gewesen.

    Seit dem Blattwurf habe ich auch nicht mehr gegossen und auch davor habe ich nur nach einer Feuchtigsmessung bei Bedarf gegossen.


    So sehen sie mittlerweile aus, es ist ein richtiges Trauerspiel:



    Die abgefallen Blätter sehen so aus:



    Ich weiß gerade nicht weiter, was ich da tun soll. Eine Wurzelfäule möchte ich ausschließen, da ich wirklich nur bei Bedarf gieße. Für ein allgemeines Stresssymptom durch den Klimawechsel wäre es auch ziemlich krass.


    Habt ihr ne Idee oder einen Tipp, was ich tun könnte, damit mir die Pflanzen nicht eingehen?


    Vielen Dank im Voraus!

  • Wenn solche Gehölze antreiben und sogar Knospen da sind, dann muss auch gegossen werden. Wassermangel plus Kälte ergibt Blattfall.


    Die Bäume kommen aus dem Winterquartier und schieben jetzt an. Auch wenn nachts aktuell kein Frost herrscht, ist es noch lange nicht wirklich warm. Daher giessen, bitte. Wasser/Zelldruck erhöht die Frosthärte.

  • Danke dir! Habe heute erst wieder die Feuchtigkeit gemessen und die ist in Topfmitte noch immer im mittleren Bereich, also weit bevor ich normalerweise gießen würde. Wenn ich jetzt nochmal drauf gieße, hätte ich Panik, dass sich dann irgendwann Wurzelfäule bildet, wenn das Wasser nicht verwertet wird...


    Soll ich trotzdem draufgießen? Die Töpfe an sich haben ja Drainagen.

  • Die Töpfe sind ja nicht sooo groß. Probeweise einen austopfen und draufschauen. Ich verlasse mich selber nur sehr ungerne auf irgendwelche Gerätschaften zur Messung. Ich will sowas sehen.


    Dann möchte ich zu bedenken geben, dass der Temperaturunterschied von knappen 20 Grad zu wenigen Grad Nachttemperatur durchaus ein Problem sein kann. Das ist ein ausgewachsener Temperatursturz und der kann Konsequenzen haben.


    Zusammengefasst: einmal gründlich giessen und dann eben pausieren. Wo aber das Wasser in der Sonne fehlt, da gibts keine anständige Versorgung in den Zellen und das ist recht schnell ein Problem. Plus der Nachttemperaturen. Ich würde hier nachjustieren. Weil, wenns dann passt, es wird neu angetrieben und der Antrieb etabliert sich dann, weil an die Aussenumgebung gewöhnt.

  • Ich würde auch sagen, dass die Bäumchen zu früh draußen waren. Hier im nächsten Jahr lieber gedulden und ein paar Wochen länger drinnen lassen. Ab Mai ist man meist sicher, wenn nicht gerade Eisheiligen im Anmarsch sind. Bei mir steht noch gar nichts draußen, weil es mit 10 Grad tagsüber noch sehr kühl ist, trotz Tagen mit über 20 Grad vor zwei Wochen. April halt.


    Wenn die blühen, austreiben usw, dann, wie erwähnt, auch die Wasserversorgung erhöhen. Hier hilft dann auch eine erste leichte Düngung.


    Das ist hier jedenfalls nichts, was irreparabel geschädigt wäre.

    Wetterberichte beachten und wenn es im Mai absehbar nachts auch nicht mehr unter 10 Grad fällt, können die raus.

    Vllt auch nicht gleich in die pralle Sonne platzieren, sondern 1-2 Wochen halbschattig, damit die Blätter sich an die UV-Strahlung draußen gewöhnen können.

    Wenn etwas wächst, gibt es auf der anderen Seite etwas anderes, das wächst auch...nur negativ.

  • Hi zusammen,


    mit dem früh rausstellen habe ich es dann zu gut gemeint, weil die Pflanzen das andersrum (von 0 °C draußen ab ins Zimmer mit 18 °C) so gut überstanden haben. Nächstes Jahr bin ich schlauer, aber vllt. versuche ich da auch mal eine Überwinterung mit Pflanzenlampen. Das entscheide ich dann spontan.


    So sehen sie momentan aus:







    Es fallen immer noch täglich Blätter ab, aber nur noch bis zu drei Stück. Blüten und Fruchtansätze bilden sich schon, aber auch da fällt manchmal der eine oder andere Fruchtansatz wieder ab.


    Wachsen bei so kahlen Ästen abgefallene Blätter eigentlich wieder an der gleichen Stelle nach oder können die nur an den Zweigspitzen neu austreiben? Weil für mich wäre die nächste Frage, was ich mit den kahlen Ästen mache.


    Vielen Dank für eure Hilfe!

  • Hi zusammen,


    bei einem der beiden Zitronenbäume ist mir aufgefallen, dass der Stamm etwas wacklig im Substrat sitzt. Also habe ich den gestern doch mal ausgetopft um die Wurzeln zu checken:






    Die Wurzeln an sich sehen top aus und es ist glücklicherweise nichts fauliges oder abgestorbenes dabei. Nur hat sich der Ballen seit dem Umtopfen vor einem Jahr kaum vergrößert, was mich schon etwas erstaunt hat.


    Jedenfalls sitzt er jetzt in neuem Substrat, mal gucken, wie er sich entwickeln wird.


    Viele Grüße

  • Hi zusammen,


    ein Zwischenbericht. Es treiben wieder neue Blätter aus, während die alten weiterhin abfallen. Ich vermute mal, dass ein Großteil aller alten Blätter ausfallen wird.




    Bei einem Baum kommen direkt am Stamm neue Triebe raus, das sollte so glaube ich nicht sein? Gäbe es hier Handlungsbedarf?




    Viele Grüße

  • Hier bleibt es wichtig, die Fehler nicht zu wiederholen. Lieber warten mit Rausstellen im nächsten Jahr usw. Wichtig wäre, dass das Bäumchen dieses Jahr ordentlich gepflegt wird, damit man den gut über den Winter bekommt. Soll ja gesund werden und bleiben und vllt ein paar Jahre Freude bereiten.

    Wenn etwas wächst, gibt es auf der anderen Seite etwas anderes, das wächst auch...nur negativ.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!