Die Kraft der Natur nutzen: Heilpflanzen und ihre natürliche Wirkung
Viele Pflanzen besitzen erstaunliche Inhaltsstoffe. Während beispielweise Salbei beim Desinfizieren hilft, wirkt Baldrian beruhigend auf das Gemüt. Einige Vertreter lassen sich im Garten anbauen, andere in der Apotheke oder als frei verkäufliche Nahrungsergänzung im Supermarkt kaufen.
Dieser Beitrag verrät, welche Inhaltsstoffe eine besondere Rolle spielen sowie Beispiele für Heilpflanzen zum Anbauen.
Spannende Wirkstoffe in der Phytotherapie
Die Phytotherapie, auch Pflanzenheilkunde genannt, bedient sich der ältesten Heilmittel überhaupt: Den Pflanzen. Sie sind von herausragenden Inhaltsstoffen geprägt und haben oft weniger Nebenwirkungen als chemische Alternativen. Während die Phytotherapie für die Intensiv- und Notfallmedizin ungeeignet ist, leistet sie bei chronischen Beschwerden und leichten Erkrankungen wertvolle Dienste. Zu den Wirkstoffgruppen zählen die sogenannten Alkaloide. Der Großteil davon schmeckt bitter, ist basisch und hat eine bestimmte Wirkung auf Tiere und Menschen. Das Besondere an Alkaloiden ist, dass die Dosierung darüber entscheidet, ob der Wirkstoff gut tut oder schadet. In geringen Mengen verabreicht, können sie zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Hochdosiert sind sie toxisch.
Ein prominentes Beispiel für eine Pflanze mit Alkaloiden ist der Kratombaum (Mitragyna speciosa), der unter anderem in Indonesien und Thailand wächst. Frische oder getrocknete Blätter sind als Arzneidroge im Einsatz. Kapseln und Pulver mit den pflanzlichen Bestandteilen lassen sich online als Nahrungsergänzungsmittel kaufen. Kratom soll Durchfall, Fieber, Angstzustände, Entzündungen und Schmerzen lindern. Wichtig zu wissen ist, dass die enthaltenen Alkaloide 7-Hydroxymitragynin und Mitragynin psychoaktiv wirken, sie beeinflussen also die menschliche Psyche. Teilweise wird von einer belebenden, bis beruhigenden und narkotisierenden Wirkung berichtet, je nach Dosierung.
Obwohl Kratom in Deutschland nicht dem Betäubungsmittelgesetz untersteht, ist beim Kauf Vorsicht geboten. Bei mangelnder Aufklärung der Hersteller drohen Überdosierungen mit Suchtrisiko. Zudem ist bei minderer Qualität eine teilweise massive Salmonellenbelastung möglich. Ein Heilpflanzen-Informationsportal hat seriöse Kratom Händler gelistet und sowohl Inhaltsstoffe und Wirkweise als auch mögliche Nebenwirkungen thematisiert.
Unter anderem wird auf Medikamente hingewiesen, die nicht gemeinsam mit Bestandteilen von Mitragyna speciosa eingenommen werden dürfen. „Dazu zählen die sogenannten MAO-Hemmer, die häufig Teil einer Depressionstherapie sind“, klärt das Heilpflanzenlexikon auf. „Beim gleichzeitigen Konsum besteht die Gefahr, dass Wechselwirkungen mit den psychotropen Substanzen der Pflanzenbestandteile ausgelöst werden.“ Darüber hinaus sind Propylhexedrin, Datura stramonium, Carisoprodol und Modafinil zu meiden. Ein weiterer Vertreter der Alkaloide ist Coffein.
Außerdem interessant, sind folgende pflanzlichen Wirkstoffe:
- Saponine: Hemmen das Vermehren von Mikroorganismen. Beispielsweise in der Süßholzwurzel enthalten und bei Magengeschwüren und Atemwegserkrankungen im Einsatz, weil sie antibakteriell, schleimlösend und entzündungshemmend wirken.
- Flavonoide: Diese Substanz bilden Pflanzen vorwiegend zum Fraßschutz und als Farbstoff für ihre Blüten. Die antioxidative Wirkung macht sich der Mensch seit Langem zunutze. Außerdem sind Flavonoide Entzündungshemmer. Die Wirkstoffe im Weißdorn können zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems beitragen. Ginkgoblätter sind für ihre durchblutungsfördernde Eigenschaft bekannt.
- Schleimstoffe: Wasserlösliche Vertreter lindern Reize und Entzündungen und legen sich wie ein Schutzschild um Schleimhäute und die Haut. Sind pflanzliche Schleimstoffe unlöslich, helfen sie als Ballaststoffe bei der Stuhlregulierung im Darm. Sie landen unverdaut im Darm und steigern so das Volumen.
- Gerbstoffe: Auch als Tannine bekannt und zum Beispiel in Eichenblättern stark vertreten. Gerbstoffe hemmen beim Gurgeln Entzündungen und die Vermehrung von Mikroorganismen.
Weitere Einblicke mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Heilkraft pflanzlicher Arzneimittel, hat der Bayerische Rundfunk in einer Sendung Ende Mai 2019 gewährt.
Heilpflanzen für den Garten
Für Garten- aber auch Balkonbesitzer gibt es zahlreiche Heilpflanzen zum Anbauen. Lavendel ist nicht nur robust und lockt Bienen in Ihre grüne Oase, der Duft wirkt außerdem beruhigend und wohltuend. Ob als Lavendelkissen oder Lavendelöl.
Die Kamille ist hingegen ein treuer Begleiter bei Magen-Darm-Beschwerden. Sie löst Verkrampfungen und Bauchschmerzen. Einfach als Tee aufbrühen! Die ätherischen Öle in Basilikum können bei Magenschmerzen und Übelkeit behilflich sein.
Zitronenmelisse begeistert mit einem erfrischenden Aroma und hat eine beruhigende und angstlösende Wirkung. Auch bei Blähungen vorteilhaft.
Wie Heilpflanzen und Heilkräuter richtig zubereitet werden, können Sie hier nachlesen.
Tipp für Allergiker: Vorsicht Allergieauslöser!
Pflanzen sind zwar natürlichen Ursprungs, können aber dennoch gesundheitlich bedenklich sein. Insbesondere Allergiker sind gut beraten das Allergiepotenzial nicht zu unterschätzen. Viele Hobbygärtner erfahren von ihrer Kontaktallergie erst, wenn sie bereits Hautreaktionen spüren.
Auch bei der Einnahme von pflanzlichen Arzneimitteln sind allergische Reaktionen denkbar. Mindestens 10.000 Pflanzen stehen unter Verdacht Auslöser für allergische Kontaktekzeme zu sein.
Beispiele sind:
- Kamille
- Schafgarbe
- Arnika
- Sonnenblumen
- Dahlien
- Chrysanthemen
Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) hat auf seinem Onlineportal rund um das Thema Allergien im Garten nützliche Informationen zusammengestellt. In einer Übersicht für allergikerfreundliche Pflanzen wurden Alternativen aufgeführt, die „bislang noch nicht oder sehr selten als Allergieauslöser beschrieben wurden.“
Fotos 1 bis 4 unter pixabay.com (MabelAmber, 955169, castleguard, MabelAmber)