Glucosamin gegen Arthrose
Der fortschreitende Gelenkverschleiß Arthrose ist für die Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck und gravierenden Beeinträchtigungen im täglichen Leben verbunden. Vor allem, wenn die Arthrose bereits fortgeschritten ist, ist die persönliche Belastungsgrenze bis zum Äußersten ausgereizt. Die Schmerzen in den Gelenken haben sich dann chronifiziert und treten nicht mehr „nur“ als Anlaufschmerz sowie bei einer Belastung der Gelenke auf. Sie werden vielmehr zum ständigen Begleiter.
Die Schulmedizin kann Betroffenen oft nicht die Hilfe geben, die sie sich erhoffen. Dies gilt auch deshalb, weil die Arthrose noch zu den unheilbaren Erkrankungen gehört, deren Fortschreiten sich lediglich verzögern lässt. Die Suche nach Alternativen ist deshalb nachvollziehbar. Ein bekanntes alternatives Verfahren abseits der Schulmedizin ist Glucosamin für die Gelenke. Doch hält das Mittel das, was sich die Betroffenen erhoffen? Ist es gar die herbeigesehnte Wunderwaffe gegen Arthrose? Wir gehen der Frage nach.
Worauf beruht die mögliche Heilwirkung von Glucosamin?
Glucosamin ist zwar keine Heilpflanze, aber eine extrem wichtige körpereigene Substanz. Hersteller leiten die Heilwirkung des Aminozuckers gegen Arthrose durch das folgende Prinzip ab: Als Aminozucker ist Glucosamin ein Bestandteil baustoffbildender Eiweißstrukturen. In den Gelenkknorpeln wie auch in der Gelenkschmiere ist Glucosamin hochkonzentriert enthalten. Die Gelenkschmiere sichert die Ernährung des Knorpels und beeinflusst ebenso wie der Knorpel die Mobilität der Gelenke. Zugeführtes Glucosamin helfe nun dabei, die Gelenkschmiere zu produzieren, zu verdicken und ihre Geschmeidigkeit zu steigern. Die Neubildung von Knorpelzellen bedürfe ebenso einer ausreichenden Zufuhr von Glucosamin.
Die Hersteller verweisen außerdem gerne darauf, dass viele Menschen ihren Bedarf an Glucosamin nur noch selten über die Nahrung decken würden. Einerseits sei Glucosamin nämlich nur wenig in tierischen Produkten enthalten. Dort seien es vor allem Fische und Meeresfrüchte mit hohen Mengen des Aminozuckers. Von Bedeutung als Lieferanten von Glucosamin sind insbesondere Meerestiere wie Haifische, Hummer, Garnelen, Krabben und Muscheln. Andererseits sei für den angenommenen Mangel die moderne Ernährung verantwortlich. Wir hätten uns angewöhnt, auf Knorpel und Bindegewebe bei Fisch und Fleisch zu verzichten.
Die Studienlage zum Aminozucker
Um eine Antwort gleich vorneweg zu nehmen: Das erhoffte Wundermittel gegen Arthrose ist Glucosamin nicht. Die offiziellen medizinischen Studien weisen eher ernüchternde Resultate aus. Meistens blieb Glucosamin von der Heilwirkung her nicht über dem Placebo, das die Kontrollgruppe bei den Studien zum Vergleich immer einnehmen muss. Aus diesen Gründen dürfen Nahrungsergänzungsmittel auf Basis von Glucosamin seit 2012 in der EU nicht mehr mit Aussagen zur Heilwirkung gegen Arthrose beworben werden.
Dies gilt auch dann, wenn das entsprechende Präparat zusammen mit dem ebenfalls hochkonzentriert in den Knorpeln vorkommenden Kohlenhydrat Chondroitin verkauft wird. Die Mischung aus Glucosamin und Chondroitin gilt nämlich gegen Arthrose als besonders effektiv. Erst 2017 kam es zu einer weiteren Ernüchterung. Der spanische Pharmazeut Tedec Meiji Farma gab eine Studie für die besagte Kombination in Auftrag, brach aber die Studie nach sechs Monaten freiwillig ab, weil sich bei den Probanden keine Besserung einstellen wollte. Vielmehr zeigte das Zwischenergebnis an, dass die Placebogruppe mit ihrem wirkungslosen Ersatzmittel im Durchschnitt mit der Arthrose besser zurechtkam als die Versuchspersonen, die echtes Glucosamin in Kombination mit Chondroitinsulfat verabreicht bekamen.
Fazit: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Die ernüchternden Studienergebnisse bedeuten allerdings nicht zwangsläufig, dass nun alle Hoffnungen in Bezug auf Glucosamin mit oder ohne Chondrotin fallengelassen werden müssen. Wer sucht, stößt gelegentlich auf eine Studie mit einem ermutigenden Ergebnis für Glucosamin gegen Arthrose wie bei der „MOVES-Studie“ im Jahre 2014 mit 606 Teilnehmern. Hier erlebten die Teilnehmer im Vergleich zur Placebogruppe eine deutliche Schmerzreduktion durch Glucosamin und Chondroitin.
Viele Betroffene schildern auf Bewertungsportalen außerdem ihre Glucosamin Erfahrungen und sprechen teilweise euphorisch von einer deutlichen Entlastung. Wie glaubwürdig diese Erfahrungsberichte sind, davon kann sich jeder selbst ein Bild machen, der ein Gefühl für Kundenbewertungen im Internet hat und zwischen den Zeilen lesen kann. Auch aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils von Glucosamin lässt sich durchaus ein Versuch rechtfertigen.