Sinningia / Gesnerien pflegen
Rechsteinerie, Gloxinie
Mit zahlreichen Sorten ist die Kulturhybride Sinningia-speciosa-Hybride als blühende Topfpflanze bekannt und beliebt. Sinningia sind mit ihren hübschen, kräftig gefärbten Blüten ein prächtiger Blickfang im Wintergarten oder auf der Fensterbank.

Sinningia speciosa
Foto: Christer_T_Johansson, CC BY 3.0
Familie: Gesneriengewächse (Gesneriaceae)
Gattung: Sinningia
Deutscher Name / Handelsname: Gloxinie, Rechsteinerie
Unter Glas (in Wohnungen) gepflegte Art/en, Sorten oder Varietäten: Sinningia speciosa, sowie zahlreiche Kulturhybriden
Synonyme: Sinningia Hybriden, Gesneria carinalis, Gesneria macrantha,
Wuchshöhe unter Glas (Wohnung): 20 bis 30 cm
Verwendung: Blüten- und Fruchtschmuckpflanze
Heimat / Herkunft: Brasilien
Hilfreiche Seiten: Gesnerien pflegen
Lexikon / Übersicht: Gesnerien
Steckbrief
Die heute etwa 60 Arten umfassende Gattung Sinningia stammt aus Brasilien, es sind niedrig wachsende Kräuter mit feinem Flaum und zottigen Stängeln, die sich aus einem dicken, knolligen Rhizom wachsen. Die Blätter der Sinningia sind gegenständig angeordnet, bei den meisten Arten recht groß und sie haben meist lange Stiele. Die prächtigen, glockenförmig ausgebildeten Blüten wachsen entweder einzeln oder in Büscheln.Die Sinningia Pflege ist mittelschwer, einige Ansprüche der Pflanze sollten möglichst erfüllt werden.
Sinningia speciosa

Sinningia speciosa, Kulturform
Foto: Kor!A, CC BY-SA 3.0
Handelsname: Gloxinie
Sinningia speciosa ist eine krautige Pflanze mit runder Knolle. Der gedrungene Spross bildet eine flache, große Blattrosette. Sinningia speciosa wächst mit ovalen, weich behaarten, am Rand schwach gekerbten Blättern. Diese stehen in gegenständigen Paaren, an etwa 4 cm langen Stielen.
Die Farbe der Blätter ist mittelgrün mit einer hellgrünen Äderung auf der Oberseite. Die Unterseite der Blätter ist hellgrün mit einer leichten rötlichen Färbung. Den oberen Blattachseln der Sinningia speciosa entspringen bis zu 3 lange Stiele mit je einer hängenden Blüte.
Die etwa 5 cm lange Blumenkrone sitzt in einem 2 cm langen, sternförmigen Kelch.
Die Blüte der Sinningia speciosa ist fast glockenförmig und hat einen leicht angeschrägten Saum. Die oberen beiden Blütenblätter sind etwas kleiner ausgebildet als die drei unteren. Die sich zwischen April und Oktober bildenden Blüten der Sinningia speciosa sind violett-blau gefärbt.
Sinningia cardinalis
Handelsname: Rechsteinerie
Aus den unterirdischen, braun gefärbten Knollen entwickeln sich die samtig behaarte Pflanzen mit runden Stängeln.
Die aufrechten Triebe der Sinningia cardinalis werden etwa 25 bis 40 cm hoch und wachsen meist mehr oder weniger niederliegend.
Die Blätter wachsen gegenständig an den Stängeln, sind am Grunde herzförmig, stumpf die mittleren eiförmig mit gekerbten Rändern. Die Blätter erreichen eine Länge von etwa 15 cm lang und 10 cm Breite.
Sinningia cardinalis bildet endständige, kardinalrote, waagrecht abstehende Blüten.
Standort / Licht in Lux
Sinningia pflegt man, für einen gesunden Wuchs und Blühfreudigkeit, an einem hellen Standort ohne direktes Sonnenlicht. Direkte Sonnenbestrahlung wird von einer Gloxinie nicht gut vertragen.
Die minimale Beleuchtungsstärke für die Sinningia Arten beträgt etwa 800 bis 1000 Lux.
Gut geeignet sind nach Osten- oder Westen ausgerichtete Blumenfenster, die Sonne muss hier aber durch Gardinen, vorgestellte Pflanzen oder ähnliches deutlich abgeschwächt werden. Dicht vor einem Fenster wachsende Bäume oder Büsche erfüllen meist die gleiche Funktion.
Lesetipp: So findet man den richtigen Standort
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Sinningia Gießen / Wässern
Eine Sinningia wird vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst mäßig aber gleichmäßig gegossen. Die Erde sollte gleichmäßig feucht sein und darf nicht zu stark vernässen, da ansonsten die Wurzeln und Triebe der Pflanze verfaulen. Vor der jeweils nächsten Wassergabe lässt man nur die Oberfläche der Erde antrocknen. Beim Wässern der Sinningia dürfen die Blätter und Knospen nicht übergegossen werden. Bei unvorsichtigem Gießen bilden sich schnell Ringflecken auf den Blättern.
Mäßiges Gießen
- Vor dem Gießen lässt man die oberste Schicht des Substrats, bis in eine Tiefe von ca. 2 cm, antrocknen. Die Fingerprobe funktioniert gut. Wenn sich die oberste Schicht des Substrats gut trocken anfühlt, wird gegossen. Im Inneren des Topfballens bleibt so eine leichte, gleichmäßige Feuchtigkeit bestehen. Das Substrat darf nicht durchtrocknen.
- Beim Gießen gibt man soviel Wasser, dass der Ballen gleichmäßig feucht aber nicht mit Wasser gesättigt ist.
- Sobald die ersten Tropfen Wasser aus dem Abzugsloch laufen gießt man nicht mehr weiter. Überschüssiges Wasser wird nach ca. 20 Minuten abgeschüttet.

Wer die Pflanze von unten bewässern möchte, gibt ein wenig Wasser in den Untersetzer und wartet bis alles aufgesogen wurde. Dies widerholt man je nach Topfgröße mehrmals. Es sollte kein Wasser in dem Untertopf stehenbleiben.
Als Gießwasser nimmt man für eine Sinningia weiches, abgestandenes und zimmerwarmes Wasser. Idealerweise verwendet man sauberes, bei Bedarf gefiltertes Regenwasser. Gloxinien sind temperaturempfindlich und dürfen nicht mit kaltem Wasser gegossen werden, man verwendet stets zimmerwarmes Wasser. Zu kaltes Gießwasser führt zu Ringen oder Flecken auf den Blättern.
Zwischen Anfang Dezember und Ende Januar gießt man eine Sinningia sparsamer.
Lesetipp: Pflanzen reichlich, mäßig, sparsam gießen & der richtige Zeitpunkt zum Wässern
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Luftfeuchtigkeit

Eine mittlere bis leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit, 50 bis 70%, ist für alle Sinningia vorteilhaft. Bei einer ausreichend hohen Luftfeuchtigkeit gedeihen die Pflanzen gesund und entwickeln sich prächtig, sofern auch die anderen Pflegebedürfnisse ausreichend erfüllt werden.
Außerhalb der Heizperiode ist die natürliche Luftfeuchte für die meisten Pflanzen ausreichend bis gut. Während des Winters sinkt die Luftfeuchte in unseren Wohnungen jedoch deutlich. Problematisch ist es besonders dann, wenn die Pflanze während der Heizperiode in der Nähe eines Heizkörpers steht. Mit einer Wetterstation oder einem einfachen Hygrometer lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt in der Luft messen, bei Bedarf kann man dann die Luftfeuchte durch Verdunster erhöhen.
Bekommt eine Sinningia braune, vertrocknete Blattspitzen, so liegt dies meist an zu trockener Luft. Problematisch ist es, wenn die Pflanze während der Heizperiode in der Nähe eines Heizkörpers steht.
Gloxinie überwintern / Ruheperiode
Sinningia speciosa
Sobald nach dem Abblühen die Blätter verblassen, schränkt man die Wassergaben allmählich ein bis die oberirdischen Organe der Sinningia abgestorben sind. Die ruhenden Knollen werden vollständig trocken gehalten.
Während Ruhezeit lagert man die Knollen bei Temperaturen um die 10 bis 15 °C. Im Frühjahr werden die Knollen neu getopft und dann bei Temperaturen von 16 bis 19 °C angetrieben. Es ist wichtig, das die nach der Ruhezeit frisch austreibenden Pflänzchen bis zur Ausbildung größer Blätter vorsichtig gegossen werden, die Pflanze benötigt anfangs nicht so viel Wasser.
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Temperatur
Der ideale Temperaturbereich zur Pflege einer Sinningia liegt zwischen 18 und 22 °C.
Die angegebenen Temperaturen sollte man nicht zu weit über- oder unterschreiten. Extreme Temperaturen und Temperaturschwankungen führen zu Hitze- oder Kältestress. Sind die Temperaturen über das zuträgliche Maß hinausgestiegen, äußert sich dies durch gelbe und verwelkte Blätter.
Bei zu kalter Pflege oder nach einem kräftigem Kälteschock, z. B. durch übermäßiges Lüften im Winter, werden die Blätter weicher, schlaff und manchmal durchsichtig.
Lesetipp: Informatives über Temperatur, Zugluft, Heizkörper und Kälteschock
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Sinningia vermehren

Gloxinia perennis
Foto: Vinayaraj, CC BY-SA 4.0
Sinningia vermehrt man durch Aussaat. Sorten mit gefüllten Blüten können auch durch Kopfstecklinge vermehrt werden.
Vermehrung durch Aussaat

- Auf den Boden der Saatschale gibt man eine etwa 2 cm hohe Schicht feinen Kies oder Sand, so wird stauende Nässe verhindert. Über diese Drainageschicht verteilt man die feine Aussaaterde.
- Um die Samen nicht zu dicht auszusäen, drückt man flache Saatrillen in die Erde. Die Kante eines Lineals eignet sich gut für diese Arbeit.
- Man schüttet die Samen in eine geeignete Dose und verteilt mit den Fingern eine kleine Menge entlang der Saatrillen. Die Samen werden nicht mit Erde bedeckt.
- Damit die Samen nicht weggeschwemmt werden, feuchtet man die Oberfläche mit dem fein zerstäubten Wasser einer Blumenspritze an. Gießen mit einer Kanne schwemmt die feinen Samen weg und ist deshalb ungeeignet. Nach dem Anfeuchten deckt man die Schale mit einer Glasscheibe oder Plastikfolie ab und stellt sie an einen warmen (25 bis 27 °C) Ort.
Bis zum Beginn der Keimung benötigt der Samen kein Licht. Da jedoch nie alle Samen gleichzeitig keimen, ist es besser das Anzuchtgefäß gleich an einen hellen Platz zu stellen. Wenn die Bedingungen stimmen, geht die Saat innerhalb von zwei bis drei Wochen auf.
Sobald die ersten Sämlinge keimen, lässt man die Abdeckung etwas geöffnet. So wird den Sämlingen die dringend benötigte Luft zugeführt. Die empfindlichen Sämlinge sollten hell stehen, dürfen jedoch niemals der direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden.
Lesetipp: So vermehrt man Zimmerpflanzen erfolgreich
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Substrat / ph-Wert / Erde
Sinningia benötigen einen schwach sauren Boden. Ideal für die Pflege einer Sinningia ist ein Boden pH-Wert von 5,5 bis 6,8. Die Pflanzen gedeihen in handelsüblicher Blumenerde auf Kompostbasis. Der pH-Wert ist auf der Verpackung angegeben und sollte innerhalb der tolerierten Werte liegen. Bei falschem pH-Wert wird sich eine Sinningia nicht gesund entwickeln können.
Ideal für die Pflege der Sinningia ist ein durchlässiges humoses, grobfasriges Substrat mit einem Zusatz tonhaltiger Ackererde und grobkörnigem Sand.
Wenn man eine Gloxinie in gut abgestimmtes Substrat pflanzen möchte, mischt man sich dieses selber. Die Herstellung ist nicht schwierig. Als Belohnung erhält man eine dauerhaft gesunde und wüchsige, gegenüber Krankheiten und Schädlingen gut resistente Pflanze, vorausgesetzt die restlichen Pflegeanforderungen an Licht, Wasser, Luftfeuchte, Temperatur und Nährstoffe werden ebenfalls erfüllt. Da das eigene Substrat, im Gegensatz zu einfacher Blumenerde, über einen langen Zeitraum nicht zusammensackt und verdichtet, kann man auf ein jährliches Umtopfen verzichten.
Substratmischung für Sinningia
Eine Sinningia pflanzt man in ein Torf- oder Humussubstrat mit einem Zusatz von Landerde und grobkörnigem Sand.
- 3 bis 5 Anteile aus Torfsubstrat + herkömmliche Blumenerde auf Kompostbasis
- 0,5 bis 1 Anteil Ackererde mit Tonanteil
- 1 Anteil grobkörniger Sand
Der Boden pH-Wert von 5,5 bis 6,5 wird mit der Zugabe von mehr oder weniger Landerde eingestellt. Wichtig dafür ist das Mischungsverhältnis von Landerde zu saurem Torfsubstrat (Verpackungsaufdruck pH-Wert beachten). Alles muss gut miteinander vermischt werden.
Als umweltverträgliche Substratgrundlage mit niedrigem ph-Wert bietet sich torffreie Spezialerde an, z.B:
Sinningia umtopfen
Für größere Sinningia nimmt man Töpfe mit einem Durchmesser von ungefähr 14 cm, für Miniaturformen genügen 6 bis 8 cm große Pflanzgefäße. Die kühl überwinterten Knollen der Sinningia speciosa werden im zeitigen Frühjahr in frische Erde ausgelegt. Anfangs wird nur mäßig gewässert.
Sobald sich dann oberirdische Organe auszubilden beginnen, werden die Wassergaben langsam gesteigert. Die Knollen der Pflanzen werden aus den Töpfen herausgenommen, sobald die Ruhezeit wieder beginnt und die oberirdischen Organe abgestorben sind.
Lesetipp: Umtopfen der Zimmerpflanzen - Theorie & Praxis
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Düngen / Nährstoffbedarf
Während der Hauptwachstumszeit bekommt die Sinningia bei jedem dritten bis vierten Gießvorgang einen handelsüblichen Dünger für Zimmerpflanzen nach Herstellerangaben. Eine zu hohe Düngerkonzentration führt zu Schäden an der Sinningia. Nach dem Düngen sollte man die Erde einige Tage lang gleichmäßig feucht zu halten, damit die Nährstoffe möglichst rasch von der Pflanze aufgenommen werden können.
Lesetipp: Richtiges Düngen der Zimmerpflanzen
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Schädlinge, Pflegefehler & Hinweise
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Gloxinie, yakovlev.alexey, CC BY-SA 2.0
Die Blätter der Sinningia dürfen nicht mit Wasser besprüht werden, da die zurückbleibenden Wassertropfen unschöne Flecken auf den Blättern und an den Blüten hervorrufen.
Zu kaltes Gießwasser und zu nasse Erde führen schnell zur Stängelfäule.
Eine Sinningia wird manchmal von Blattläusen befallen. Hin und wieder sollte man die Pflanzen sorgfältig auf einen Befall mit diesen Pflanzenschädlingen kontrollieren.
Hin und wieder kann die Pflanze von Thripsen befallen werden. Die von Thripsen befallenen Sinningia verlieren ihre Vitalität und zeigt Wachstumsstörungen. Stark befallenen Blätter sterben ab.
Die gemeine Spinnmilbe kann an der Sinningia auftreten. Die Spinnweben sind besonders gut an den Blattachseln und gebuchteten Blatträndern zu erkennen. Durch Einsprühen mit Wasser werden die Gespinste besonders deutlich sichtbar.
Die Sinningia wird manchmal von Cyclamenmilben befallen.
Hier können Sie Schadbilder und Symptome an ihrer Pflanze bestimmen und Gegenmaßnahmen ergreifen.
Quellen
Das Grosse Buch der Zimmerpflanzen. VEMAG Verlags- und Medien Aktiengesellschaft, Köln 1995, ISBN 3-625-10680-9, 1001 Zimmerpflanzen von A - Z. ISBN-10: 1405492090, RHS Die große Pflanzen-Enzyklopädie von A – Z, DK Verlag Dorling Kindersley, ISBN-10: 3831017298, Wikipedia - Gesneriengewächse, Wikipedia - Gloxinie, Zimmerpflanzen von Editha Thomas, ISBN-10: 3730401033, Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5
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