14. Erde & Substrate
Der Grüne Daumen

In der Natur gedeihen Pflanzen im natürlichen Boden, dabei unterliegen die Wurzeln keiner Platzbeschränkung. Der Wurzelraum einer Topfpflanze hingegen ist durch Volumen der Pflanzgefäße begrenzt. Aus diesem Grund ist es wichtig, das unsere Zimmerpflanzen, die über Monate oder Jahre in dem gleichen Substrat wachsen, das bestmögliche Substrat bekommen.

Spätesten beim ersten Umtopfen sollte man den Zimmerpflanzen eine Pflanzerde geben, die den höchsten Anforderungen entspricht.

Universelle Blumenerde im Handel

Leider hält nicht jede als hochwertig angepriesene Zimmerpflanzenerde was sie verspricht. Meist sind die fertigen Substrate aus verschiedenen Torfarten zusammengesetzt. Die Gründe dafür sind hauptsächlich ökonomischer Natur.

Im Handel erhältliche Zimmerpflanzenerde soll bei möglichst allen Zimmerpflanzen, unabhängig von Gattung, Art und natürlichem Bodenanspruch irgendwie "funktionieren". Die perfekte Allrounderde für jede Pflanze gibt es aber nicht.

Viele Universalblumenerden fallen schnell zusammen und verdichten. Die Wasser- und Nährstoffspeicherung geht verloren, die Wurzeln werden nicht ausreichend belüftet, die Wurzelhälse liegen frei. Besonders nachteilig wirkt sich der für die meisten Zimmerpflanzen zu niedrige pH-Wert aus. Um den pH-Wert zu erhöhen, setzen die Hersteller der Blumenerde Kalk hinzu.

Andere wichtige Eigenschaften für eine gute Topfpflanzenerde werden von den Herstellern aus finanziellen und Transportgründen unzureichend berücksichtigt. Dies betrifft die Speicherfähigkeit für Wasser und Nährstoffe, die Luftführung innerhalb des Substrats und die Standfestigkeit um ein zusammensacken und verdichten zu verhindern.

Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche unserer Topfpflanzen, ist es vorteilhaft oder notwendig, eine auf die jeweilige Pflanzenart abgestimmtes Substrat verwendet. Einige Anforderungen an die Zimmerpflanzenerde sind für fast alle Topfpflanzen gültig. Andere Anforderungen wiederum sind sehr spezifisch, insbesondere der richtig eingestellte pH-Wert ist für ein gutes Gedeihen unserer Pflanzen wichtig.

Erde oder Substrat - worin liegt der Unterschied?

Erde und Steine

Unter Erden und Gesteine versteht man natürliche, in der Natur vorkommende Einheiten, z.B.:

  • Torferde (Moorerde)
  • Komposterde
  • Landerde (Tonerde), die oberste Bodenschicht der Landwirtschaft
  • Sand

Substrate

Substrate sind Mischungen, die man aus den natürlichen Erden und Steinen zusammenstellt. Für Zimmerpflanzen verwenden wir als Basismaterial für eine Mischung, von Ausnahmen (z.B. Orchideensubstrat) abgesehen, eine hochwertige Blumenerde. Zusätzlich gebraucht man auch in der Natur nicht vorkommende Fremdstoffe:

  • Perlite
  • Tonkügelchen
  • Vermiculit
  • Steinwollflocken
  • Styromull
  • Split
  • kleine Kiesel
  • Quarzsand

Ein gutes Substrat

Durch die Fremdstoffe verändert man nicht nur die physikalischen sondern auch die chemischen Eigenschaften des Substrats. Kleine Kiesel, Styromull, Splitt und ähnliches verbessern den Wasserabzug nach dem Gießen. Dies hilft Staunässe und damit Wurzelfäulnis vorzubeugen.

Das richtige Gemisch gewährleistet einen guten Halt der Pflanze und eine gute Belüftung des Wurzelbereiches. Landerde stellt den pH-Wert ein und verbessert die Aufnahme- und Speicherfähigkeit für Wasser und Nährstoffe. Ein gutes Substrat verfügt über eine gute Puffereigenschaft und darf über einen längeren Zeitraum seine vorteilhaften Eigenschaften nicht verlieren.

Andere wichtige Eigenschaften für eine gute Topfpflanzenerde werden von den Herstellern aus finanziellen und Transportgründen unzureichend berücksichtigt. Dies betrifft die Speicherfähigkeit für Wasser und Nährstoffe, die Luftführung innerhalb des Substrats und die Standfestigkeit um ein zusammensacken und verdichten zu verhindern.

Pufferkraft des Substrats

Auch die Pufferkraft eines Substrats ist sehr wichtig, die Pufferkraft verhindert:

  • schnelles Austrocknen der Blumenerde
  • Versalzungen an den Wurzeln
  • Schwankungen im Nährstoffvorrat
  • schnelle Veränderungen des pH-Werts

Regulierung des Wasserhaushalts

Wenn eine Universalerde auf Torfbasis einmal austrocknet, ist sie nur schwer wieder feucht zu bekommen. Dies liegt an dem geringen oder nicht vorhandenen Anteil an Landerde mit ausreichend Tonanteil.

Abhilfe: Beimischung von Landerde zu der universellen Blumenerde auf Torfbasis verhindert ein schnelles Austrocknen.

Wenn eine Universalerde auf Torfbasis zu stark vernässt, neigt sie zum Verdichten und es kommt schnell zu stauender Nässe.

Abhilfe: Beimischung unterschiedlicher Perlite stabilisieren und verhindern ein zusammensacken. Zusätzlich verbessert sich der Wasserabzug erheblich, Staunässe ist unwahrscheinlich.

Regulierung der Nährstoffe

Die Nährstoffe in einer handelsüblichen Torferde können nicht ausreichend gespeichert werden. Bei kräftigem Gießen werden die Nährstoffe schnell herausgespült. Es kommt zu starken Schwankungen des Nährstoffangebots.

Abhilfe: Beimischung von Landerde zu der universellen Blumenerde auf Torfbasis. Die kolloidreichen Tonteile binden die Nährstoffe und verhindern eine Ausschwemmung.

Einstellung des pH-Werts

Universelle Blumenerden haben für viele Zimmerpflanzen einen ungeeigneten pH-Wert. Torfsubstrate haben einen natürlichen pH-Wert zwischen 4 und 6 und sind i.d.R. zu sauer. Um den pH-Wert zu erhöhen, setzen die Hersteller der Blumenerde Kalk hinzu.

Abhilfe: Besser ist es, den pH-Wert mit einem bestimmten Anteil tonhaltiger Landerde nach oben zu korrigieren. In der Regel liegt der pH-Wert von Landerde zwischen 6,0 bis 7,2.

Regulierung des pH-Werts

Beim Gießen mit kalkhaltigem Wasser oder bei Verwendung kalkhaltiger Dünger steigt der pH-Wert rasch an.

Abhilfe: Landerde mit Ton im Substrat fängt rasche Veränderungen auf.

Spezialsubstrate aus dem Handel

Besonders epiphytisch wachsende Orchideen, Rhododendren (Azaleen), Kakteen und andere Sukkulenten haben Substratansprüche, denen eine herkömmliche Blumenerde nicht gerecht werden kann.

Ein Vorteil der fertigen Spezialsubstrate, gegenüber einer Eigenmischung, liegt in der schnellen Verfügbarkeit und dem geringeren Beschaffungsaufwand. In einigen Fällen, bei speziellen Anforderungen, kann man die Fertigsubstrate noch ein wenig korrigieren.

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Die Praxis - das eigene Substrat

Alle Substrate für Zimmerpflanzen und spezielle Substrate für außergewöhnliche Pflanzen und Pflanzengruppen kann man auch selber herstellen. So erhält man das bestmögliche Substrat für seine Zimmerpflanzen. Die Herstellung ist einfach und nicht teuer.

Substrate für Kakteen und andere Sukkulenten. Rezepte und Bezugsquellen für die Zutaten finden Sie hier. Sukkulentensubstrat selber mischen

Substratmischungen

Als Basis verwendet man eine hochwertige, torfhaltige Blumenerde. Diese vermischt man mit einem Anteil feinkrümmeliger, tonhaltiger Landerde. Unter Landerde versteht man gewöhnliche Ackererde mit Tonanteil und einem pH-Wert von 6,0 bis 7,0. Die Landerde (Ackererde mit Tonanteil).

Das Mischungsverhältnis ergibt sich aus dem für die jeweilige Pflanzengattung, Art oder Gruppe optimalen pH-Wert.

Mischung 1 - pH-Wert 4,5 bis 5,5

Pflanzengattungen und Arten, die in ihrem Habitat in saurem Substrat wachsen, pflanzt man ohne den Zusatz von Landerde in ein Torfsubstrat mit ähnlichen pH-Werten. Dies betrifft vor allem Heide- und Moorpflanzen. Auf den Verpackungen der Blumenerden wird der pH-Wert und die Ausgangsmaterialien, Torf, Kompost, etc. angegeben.

Zur Verbesserung des Substrats gibt man auf

  • 5 Anteile Torfsubstrat
  • 1 Anteil Quarzsand
  • 0,5 Anteile Bims-Kies, Lavalit, oder Lavagranulat

Alles muss gut miteinander vermischt werden.

Pflanzengattungen und Arten, die epiphytisch wachsen, wurzeln von Natur aus nicht im Boden. Ihr Substrat besteht aus Ansammlungen organischer Stoffe in Astgabeln und Vertiefungen. Der ph-Wert liegt im sauren bis sehr sauren Bereich zwischen 4,0 und 5,5. Entsprechend verwendet man Rindenschnitzel, Lauberde, Torf, Nadelerde oder Sphagnum.

Mischung 2 - pH-Wert 5,5 bis 6,0

Pflanzengattungen und Arten, die in ihrem Habitat Böden mit einem pH-Wert zwischen 5,5 und 6,0 bevorzugen, pflanzt man mit einem Zusatz von Landerde in ein Torfsubstrat mit Zumischung verschiedener Fremdstoffe.

  • 5 Anteile Torfsubstrat
  • 1,5 bis 2,5 Anteile Ackererde mit Tonanteil
  • 0,5 Anteile Quarzsand
  • 1 Anteil Bims-Kies, Lavalit, oder Lavagranulat

Alles muss gut miteinander vermischt werden.

Mischung 3 - pH-Wert 6,0 bis 7,0

Pflanzengattungen und Arten, die in ihrem Habitat Böden mit einem pH-Wert zwischen 6,0 und 7,0 bevorzugen, pflanzt man mit einem großen Zusatz von Landerde in ein Torfsubstrat mit Zumischung verschiedener Fremdstoffe.

  • 5 Anteile Torfsubstrat
  • 2,5 bis 4 Anteile Ackererde mit Tonanteil
  • 1 Anteil Quarzsand
  • 1,5 Anteile Bims-Kies, Lavalit, oder Lavagranulat

Alles muss gut miteinander vermischt werden.

Erläuterung und Bezugsquellen

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Torffreie / Torfreduzierte Rhododendron- und Hortensien Erde dient als Basis für Mischungen mit niedrigem pH-Wert.

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Quarzsand zur Auflockerung und für einen guten Wasserabzug
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Bims als Zuschlagstoff, verbessert den Luftgehalt, die Wasserspeicherfähigkeit und die Durchwurzelbarkeit, fördert die Wurzelentwicklung, Körnung 0-4 mm.
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Lavagranulat: Eifel-Lava, rein mineralisches Material. Körnung ca. 0-12 mm.
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Vermiculite oder Blähton: aufgeblähtes Tonmineral zur Substratverbesserung: Lockerung, großes Anlagerungsvermögen für Nährstoffe und Wasser.
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Landerde / Ackererde mit Tonanteil:
mit den Zuschlagsstoffen Sand und Humus aus Kompost. Mutterboden gesiebt 0-20 mm

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Quellen

Das Grosse Buch der Zimmerpflanzen. VEMAG Verlags- und Medien Aktiengesellschaft, Köln 1995, ISBN 3-625-10680-9, 1001 Zimmerpflanzen von A - Z. ISBN-10: 1405492090, RHS Die große Pflanzen-Enzyklopädie von A – Z, DK Verlag Dorling Kindersley, ISBN-10: 3831017298, Wikipedia, Zimmerpflanzen von Editha Thomas, ISBN-10: 3730401033, Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5