Spinnen – Nützliche Insektenjäger

Spinnen jagen vielen Menschen einen Schrecken ein. Dabei sind diese achtbeinigen Tiere wertvolle Insektenjäger. Ihre Netze sind faszinierende Kunstwerke und auch das Aussehen der einzelnen Spinnenarten lässt einen oft staunen. Spinnen sind sehr nützlich, da sie zahlreiche Insekten erbeuten. Darunter befinden sich natürlich auch solche Insekten, die als Schädlinge bezeichnet werden.

Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) in ihrem Netz

 Unterseite einer Gartenkreuzspinne
(Araneus diadematus) in ihrem Netz
Quartl, CC BY-SA 3.0

Die folgenden Spinnenarten gehören zu den Echten Webspinnen, von denen es in Mitteleuropa mehr als tausend Arten gibt. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten wie kleine Heuschrecken, Fliegen, Mücken, Milben, Blattläuse und sogar Wespen.  An ihren Köpfen befinden sich bis zu acht Punkteaugen. Um ihre Beutetiere zu lähmen oder zu töten, besitzen sie Giftdrüsen am Ende der Kieferfühler.

In die Beutetiere wird ein Verdauungssaft gespritzt. Der dadurch verdaute Inhalt des Körpers wird dann von der Spinne ausgesaugt.

Der Körper der Webspinnen ist in Vorderkörper und Hinterleib durch eine deutliche Taille geteilt. Die Produktion der Fäden geschieht durch drei Spinnwarzen am Hinterleibsende.

Die Beine sind mit sehr sensiblen Tasthaaren ausgestattet, mit denen sie spüren, ob ein Beutetier sich im Netz verfangen hat. Allerdings bauen nicht alle Webspinnen Fangnetze. Einige Arten erbeuten auf andere Weise ihre Nahrung.

Radnetzspinnen

Zu den bekanntesten Spinnen gehören die Radnetzspinnen. Zur Familie der Echten Radnetzspinnen gehören auch die Wespenspinne und die Kreuzspinnen. Alle Radnetzspinnen haben an den Laufbeinspitzen drei Klauen mit Borsten. Damit können sie ihre Netze herstellen. Die meisten Netze sehen zwar Wagenrädern ähnlich, doch nicht alle Radspinnnetze bauen solche Netze.

Wespenspinne (Argiope bruennichi

Wespenspinne
(Argiope bruennichi)
von masaki ikeda, Gemeinfrei

Ein auffälliges Merkmal des Netzes einer Wespenspinne (Argiope bruennichi) ist das zickzack-förmige Muster im Netz. Die Zeichnung des gelb-weißen Hinterteils der weiblichen Wespenspinnen erinnert an die einer Wespe. Die Männchen sind hellbraun gefärbt und haben eine undeutlichere Zeichnung.

Die Wespenspinne wurde im Jahre 2001 als Spinne des Jahres ausgezeichnet. Andere Bezeichnungen für diese Spinnenart lauten Seidenbandspinne, Tigerspinne oder Zebraspinne.

Auch die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) ist eine Radnetzspinne. Auf ihrem braunen Hinterteil ist eine kreuzähnliche Zeichnung erkennbar. Gartenkreuzspinnen können bis zu zwei Zentimeter lang werden. Die Weibchen sind deutlich größer als die Männchen.

Die Fäden, die für den Netzbau produziert werden, sind unterschiedlich strukturiert. So werden feste Fäden produziert, um das Netz zu befestigen. Klebrige, feine Fäden sind für den Insektenfang geeignet. Der Kokon für die Eier wird aus noch feineren Fäden hergestellt.

Die Fangnetze bestehen teilweise aus rund vierzig Speichenfäden und können einen Durchmesser von fünfzig Zentimeter aufweisen. Zwischen den Speichen befinden sich klebrige Fäden, durch die es für die Beutetiere kein Entkommen gibt.

Die Kreuzspinne sitzt entweder gut versteckt am Ende eines Signalfadens oder in der Netzmitte. Ins Netz geratene Beutetiere werden von der Spinne sofort gelähmt. Größere Beutetiere werden zunächst eingesponnen und erst dann gelähmt, wenn sie sich nicht mehr wehren können. Das Netz wird sehr sauber gehalten und immer wieder von Beuteresten befreit.

In der Paarungszeit im August spinnen die männlichen Kreuzspinnen einen Werbungsfaden ans Netz des Weibchens. Durch Zupfen an diesem Faden lockt es das Weibchen an, das sich daraufhin zum Männchen begibt. In der Regel stirbt das Männchen nach der mehrmaligen Paarung. Das Weibchen legt die Eier in Kokons ab.

Trichterspinnen

Trichterspinnen erhielten ihren Namen aufgrund ihrer trichterförmigen Netze. Diese verengen sich vom Eingang bis zur Mitte trichterförmig. Diese Wohnhöhlen haben zudem zwei Ausgänge. Trichterspinnen halten sich meistens in ihren Wohnhöhlen auf. Nur während der Paarungszeit verlassen die Männchen ihre Höhlen, um sich auf die Suche nach einem Weibchen zu begeben.

 Labyrinth-Spinne (Agelena labyrinthical)

Labyrintspinne
(Agelena labyrinthical)
von Apdency, Gemeinfrei

Um Beutetiere zu erjagen bleibt die Spinne bewegungslos am Eingang oder in der Höhle sitzen. Dabei liegen die Vorderbeine auf dem Netz. Von dem trichterförmigen Netz aus wurden Fangfäden gespannt. Sobald sich darin ein Beutetier verfangen hat, läuft die Spinne aus der Höhle, packt das Beutetier und nimmt es mit in die Wohnhöhle. Dort verspeist sie ihre Beute.

Eine Trichterspinne ist die Labyrinth-Spinne (Agelena labyrinthical). Die Weibchen werden bis zu 1,4 Zentimeter lang. Die Männchen bleiben etwas kleiner. Der Vorderkörper hat eine gelblich-braune Färbung und ist mit dunkelbraunen Streifen versehen. Der Hinterleib ist graubraun gefärbt und besitzt eine Zeichnung, die einer Fischgräte ähnlich sieht.

Ihre trichterförmige Wohnhöhle befindet sich in der Regel in Bodennähe. Über diesem Netz baut die Spinne ein weiteres Netz, das mit Stolperfäden ausgestattet ist. Beutetiere, die in dieses Fangnetz geraten, werden von der Spinne entweder betäubt oder direkt getötet.

Die Männchen beklopfen während der Paarungszeit im Juli die Wohnhöhle eines Weibchens. Für die Eiablage fertigt das Weibchen Kokons ab, in die es bis zu 130 Eier legt. Im gleichen Jahr schlüpfen die Jungspinnen, die dann im Nest überwintern.

Baldachinspinnen

Im mitteleuropäischen Raum gibt es rund 500 Arten von Baldachinspinnen. Andere Bezeichnungen für diese Spinnenfamilie lauten Zwergspinnen oder Deckennetzspinnen. Sie erreichen eine Größe zwischen 1,5 und 3 Millimeter.

Baldachinspinne in ihrem Netz

Baldachinspinne
(Linyphia triangularis)
von Accipiter, CC BY-SA 3.0

Ihre Netze wirken beinahe dreidimensional und erinnern an Gewölbedecken. Diese Netze befinden sich in Sträuchern oder in Bodennähe auf Wiesen. Im Morgentau sieht man die Baldachin ähnlichen Netze sehr deutlich, vor allem wenn sie von der Morgensonne angestrahlt werden.

Im Spätsommer und Herbst kann man die Flugfäden der Spinnen sehr gut sehen. Mit diesen Fäden können die Spinnen sich fortbewegen, bzw. sie lassen sich vom Wind bewegen und verbreiten sich auf diese Weise.

Die Unterseite der Spinne hat eine schwarze oder braune Färbung und die Färbung der Oberseite ist heller. Die Spinne hängt an der Unterseite des Netzes, wobei der Bauch nach oben zeigt. Aufgrund ihrer Färbung ist sie somit gut getarnt.

Sobald ein Beutetier das Netz berührt, wird die Spinne in Schwingungen versetzt. Die Beutetiere fallen herunter und werden von den Netzschichten ergriffen. Die Spinne fesselt ihre Beute mit Leimfäden, um sie anschließend zu verzehren.

Die Paarung findet im September statt und zwar in der Nähe oder im Netz des Weibchens. Bei vielen Spinnen wird das Männchen nach der Paarung gefressen. Das Männchen der Baldachinspinne lebt jedoch weiter und bleibt sogar noch eine Zeit lang beim Weibchen, indem es sich am Netzrand aufhält.

Krabbenspinnen

Krabbenspinnen sehen einer Krabbe ähnlich: Ihr Körper ist gedrungen, die vorderen Beinpaare sind kräftig ausgebildet und wesentlich länger als die hinteren Beine. In Ruhestellung hält die Spinne diese vorderen Beinpaare in angewinkelter Haltung, sodass sie an die Scheren einer Krabbe erinnern. Außerdem kann die Krabbenspinne sich seitwärts bewegen. Weltweit gibt es rund 2155 Arten dieser bis ein Zentimeter kleinen Spinnen. Dabei unterscheiden sie sich je nach Art in Farbe und Körperform.

Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia)

Veränderliche Krabbenspinne
(Misumena vatia)
von Luc Viatour, CC BY-SA 3.0

Auch die Krabbenspinnen sind den Webspinnen zugeordnet, obwohl sie keine Netze bauen. Sie halten sich lauernd auf Blättern und Blüten auf, um ihre Beute zu erjagen.

Bei den Veränderlichen Krabbenspinnen (Misumena vatia) gibt es eine weitere Besonderheit: Die Weibchen dieser Art können ihre Farbe wechseln und passen sich an die jeweiligen Blüten an. So kann ihre Körperfarbe von Weiß zu Gelb oder Grün wechseln. Dementsprechend suchen sie sich die Blüten mit der passenden Farbe aus.

Aufgrund dieser Fähigkeit sind die Weibchen der Veränderlichen Krabbenspinne bestens getarnt und werden von ihren Beutetieren nicht oder zu spät wahrgenommen. Zu ihren Opfern gehören Falter, Hornissen, Wespen, Bienen und weitere Insekten, die Blüten aufsuchen.

Sie packt ihre Opfer mit den vorderen Beinpaaren und betäubt sie mit dem Gift ihrer Kieferklauen. Damit sie nicht von den Stacheln der Bienen und anderen wehrhaften Beutetieren in Gefahr gebracht wird, beißt sie diesen Tieren in den Nacken. Die Beute wird zu kleinen Päckchen zusammengeschnürt. Diese werden dann unterhalb einer Blüte befestigt. Auf diese Weise legt die Veränderliche Krabbenspinne einen Vorrat an.

Die Eier werden auf einer weichen Unterlage abgelegt. Anschließend spinnt das Weibchen einen Kokon, der aus mehreren Lagen besteht. Nun bewacht es den Kokon und nimmt während dieser Zeit keine Nahrung auf. Kurz bevor die Jungspinnen schlüpfen, leistet die Mutter Geburtshilfe, indem sie den Kokon aufbeißt. Anschließend stirbt die Mutterspinne. Die Jungspinnen schlüpfen im Hochsommer und ziehen sich für die Überwinterung  in Bodenritzen zurück.

Wolfsspinnen

Wolfsspinnen (Lycosidae) sind ebenfalls Teil der Familie der Webspinnen. Sie bauen jedoch auch keine Netze, sondern wohnen in Erdhöhlen oder zwischen Steinen oder Krautschichten. Dort legen sie Wohngespinste, jedoch keine Fangnetze an.

Wolfsspinne

 Wolfsspinne
von gailhampshire, CC BY 2.0

Es gibt 123 Gattungen und 2398 Arten von Wolfsspinnen. Die bekannteste Art dürfte die Tarantel sein.

In Deutschland vorkommende Arten erreichen eine Körperlänge von bis zu zwei Zentimeter. Die Weibchen sind deutlich größer als die Männchen. Ein auffälliges Erkennungsmerkmal sind ihre acht Augen. Diese sind in drei Reihen angeordnet: In der vorderen Reihen befinden sich vier kleine Augen und in den beiden hinteren Reihen befinden sich jeweils zwei größere Augen.

Wolfsspinnen haben einen gedrungenen, behaarten Körper, der meistens dunkel gefärbt ist. Der Hinterleib ist hellbraun und dunkel gefleckt. Die Grundfärbung der Männchen ist in der Regel fast schwarz.

Wolfsspinnen sind nachtaktiv und verlassen in der Nacht ihr Versteck. Sie lauern an günstigen Stellen auf ihre Beute. Sobald sich ein Insekt in wenigen Zentimetern Entfernung zeigt, schnellt sie hervor und packt zu. Sie schleicht sich auch manchmal vorsichtig an ihre Beute an, um dann blitzschnell hervorzuspringen und ihr Opfer zu überwältigen.

Das Weibchen legt nach der Paarung Eier in einen Kokon ab. Dieser Kokon wird dann an die Spinnwarzen geheftet, sodass er vom Weibchen herumgetragen wird.

Vor dem Schlüpfen beißt die Mutterspinne den Kokon auf. Die Jungspinnen klettern nach dem Schlüpfen auf den Rücken ihrer Mutter. Dort halten sie sich an den Haaren fest. Manchmal können bis zu hundert Jungspinnen auf dem Hinterleib der Mutterspinne sitzen. In der Regel bleiben die Jungspinnen bis zur Häutung auf dem Rücken ihrer Mutter.

Springspinnen

Springspinnen (Salticidae) sind die artenreichste Familie der Webspinnen. Es sind rund 5862 Arten bekannt.

Zebraspringspinne (Salticus scenicus) mit Beute

Zebraspringspinne
(Salticus scenicus) mit Beute
von Soebe, CC BY-SA 3.0

Ihr Jagdverhalten führte zu ihrem Namen: Springspinnen sitzen lauernd an Wänden oder am Boden und springen ihre Beute an. Sie ernähren sich vorzugsweise von Fliegen, Ameisen, kleinen Spinnen und Motten.

Einige Arten sichern sich durch einen Faden beim Fangsprung ab. Damit verhindern sie einen möglichen Absturz und finden relativ leicht zum Ausgangspunkt zurück: Sie ziehen sich an diesem Faden wieder hinauf.

Die bis zu ein Zentimeter kleinen Spinnen haben meistens eine braune Färbung. Auf dem Rücken befinden sich oftmals dunkle Streifen. Die Zebraspringspinne (Salticus scenicus) hat einen schwarz-weiß gestreiften Körper und schwarze Knopfaugen. Diese auffällige Springspinne wird auch als Harlekinspringspinne bezeichnet.

Der Sehsinn der Springspinnen ist sehr gut entwickelt. Die nach vorne gerichteten, großen Hauptaugen verfügen über große Glaskörper, durch die eine lange Brennweite erzeugt werden kann. Springspinnen sind in der Lage, Artgenossen oder Beutetiere aus einer Entfernung von bis zu dreißig Zentimetern visuell zu erkennen. Unter den Spinnentieren hat sie vermutlich den am höchsten entwickelten Sehsinn.

Der visuelle Sinn spielt auch bei der Paarungszeit eine große Rolle. Die Männchen vollführen einen Balztanz. Dabei machen sie mit Fransen an den Beinen oder glänzender Behaarung auf sich aufmerksam.

Mittels Spinndrüsen baut das Weibchen in Spalten oder unter Steinen Eikokons. In diese Kokons werden bis zu sechzig Eier abgelegt. Die jungen Spinnen wachsen in diesen Kokons heran. Sie schlüpfen ungefähr vier Wochen später und lassen sich vom Wind forttragen.

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