Bachstelze (Motacilla alba)
Bachstelzen (Motacilla alba) gehören zur Familie der Stelzen und Pieper und sind den Sperlingsvögeln zugeordnet. Das Gefieder ist auffällig kontrastreich gefärbt und ein typisches Verhaltensmerkmal ist der ständig wippende Schwanz. Weitere Trivialnamen dieses Vogels sind westfälisch auch Wippstiärtken, nordniedersächisch Wippsteert, im Kölner Raum Wibbelstetzje
Männchen der Bachstelze im Brutkleid, CC BY-SA 2.5, von Andreas Trepte
Aussehen der Bachstelze
Die Bachstelze wird ungefähr achtzehn Zentimeter groß und zirka 25 Gramm schwer.
Der schlanke Vogel hat einen langen Schwanz und das Gefieder ist schwarz, weiß und grau gefärbt. Das Gefieder des Männchens ist im Sommer besonders kontraststark.
Verhalten
Bachstelzen bewegen sich wie auch die anderen Stelzenarten am Boden schreitend oder laufend fort. Das Schreiten, bei dem die Schritte der Stelze weit ausgreifend sind, wird von rhythmischen Kopfbewegungen und einem flachen Schwanzwippen begleitet. Bei raschen Bewegungen, nach dem Landen, dem Anhalten aus dem Laufen heraus oder beim Aufpicken von Nahrung ist das Schwanzwippen heftiger. Vor dem Abflug oder bei einem schnellen Übergang von der Landung zur laufenden Fortbewegung unterbleibt es.
Aussehen Jungvögel
Bachstelze im Jugendkleid
von Pankratov-p, CC BY-SA 3.0
Das Gefieder der jungen Bachstelzen hat eine braun graue Färbung und ist weniger kontrastreich.
Merkmale Männchen und Weibchen
Weibchen der Bachstelze im Schlichtkleid
Andreas NilssonCC BY-SA 3.0
Männchen der Bachstelze im Schlichtkleid
CC BY-SA 3.0, von Walcoford
Im Winter ist das Gefieder des Männchens blasser als das des Weibchens. Dafür ist das Gefieder des Männchens im Sommer sehr kontrastreich.
Stimme
Die Rufe klingen wie ein „zitt“, „pewitt“ oder „ziwlitt“.
Der Gesang hört sich hastig an und ist ein eher unauffälliges Zwitschern.
Stimme der Bachstelze anhören
Gesang einer Bachstelze
aufgenommen von Jarek Matusiak
Vorkommen
Bachstelzen kommen in ganz Europa vor. Ebenso ist sie in Alaska, Nordafrika und Asien vertreten.
Brutverbreitung und geografische Variation der Bachstelze. Aufgrund der Farbe des Rückens und der Kopfmuster der Männchen im Brutkleid werden elf Unterarten und drei Unterartengruppen der Bachstelzen unterschieden. Die ersten beiden verbindet (mit Ausnahme von M. a. yarellii) der graue Rücken, die beiden anderen die jeweils identischen Kopfmuster. CC BY-SA 3.0, Donkey shot
Es gibt elf anerkannte Unterarten, die in drei Gruppen unterteilt sind:
Zur alba-Gruppe gehören die Unterarten:
- Motacilla alba alba kommt in Island, im Südosten Grönlands, auf den Färöer-Inseln sowie in Kontinentaleuropa vor
- Motacilla alba dukhunensis ist vom Ural bis zu der Taimyrhalbinsel und bis zum Kaukasus, dem Nordwesten Irans und bis zum Altai verbreitet
- Motacilla alba yarellii kommt in Irland und Großbritannien vor. Wahrscheinlich ist diese Unterart auch im Norden Westeuropas vertreten
- Motacilla alba subpersonata ist im Westen Marokkos verbreitet
Die Unterarten der lugens-Gruppe sind folgende:
- Motacilla alba lugens ist vom Ochotskischen Meer bis Nordkorea und Japan verbreitet
- Motacilla alba alboides kommt vom Himalaya bis Vietnam vor
- Motacilla alba leucopsis ist von Qinghai bis Russisch-Fernost und bis Korea und dem Norden von Kyushus verbreitet
Zur intermediären Gruppe gehören diese Unterarten:
- Motacilla alba ocularis ist im Norden und Osten Sibiriens und im Westen Alaskas verbreitet
- Motacilla alba personata ist vom Kaspischen Meer bis zum Iran und dem Norden Pakistans und Afghanistans vertreten
- Motacilla alba persica kommt im Iran vor
- Motacilla alba baicalensis ist in Zentralsibirien bis zur Mongolei verbreitet
Motacilla grandis (Japanstelze), Motacilla aguimp (Witwenstelze) und Motacilla maderaspatensis (Mamulastelze) gelten teilweise als Unterarten der Bachstelze.
Lebensraum
Die Bachstelze hält sich gerne an Gewässerufern auf. Sie ist aber auch in Siedlungen, Gärten und Parks anzutreffen. Sie mag offene und halboffene Landschaften.
Zugverhalten
Die meisten Populationen ziehen zum Überwintern nach Afrika oder in den mediterranen Raum. Manche Bachstelzen in Mitteleuropa und Nordeuropa sind aber auch Standvögel.
Die Unterart Motacilla alba subpersonata aus Marokko ist ein Standvogel.
Nahrung
Die Hauptnahrungsquellen der Bachstelze sind Insekten, Spinnen und Larven. Zur Nahrungssuche begibt sich die Bachstelze auf offene Flächen, die wenig bewachsen sind. Insekten werden auch vom Boden aus im Fangflug oder vom Rüttelflug aus erbeutet. Da es in Nähe von Weidetieren viele Insekten gibt, ist sie auch dort anzutreffen.
Nur gelegentlich frisst sie Sämereien oder pickt Beeren an.
Balzverhalten und Paarbildung
Bachstelzen führen in der Regel monogame Saisonehen. In der ersten Phase der auf dem Boden stattfindenden Balz wird zunächst die Individualdistanz verkleinert. Dabei nähert sich das Männchen dem Weibchen im Zickzackgang oder läuft um das Weibchen herum. Das Männchen bewegt sich nickend, wobei es das Gefieder aufplustert und Kehlfleck und Scheitel zur Schau stellt sowie einen metallisch klingenden Ruf von sich gibt. Der aufgefächerte Schwanz wird seitlich gestellt und dem Weibchen gezeigt.
Später zeigt das Weibchen seine Paarungsbereitschaft an, indem es eine geduckte Haltung einnimmt und den Kopf vorstreckt. Dabei stellt es den Schwanz auf, lässt die Flügel hängen und ruft leise „zizizi-Töne“.
Nestbau und Gelege
Die Nistplatzsuche erfolgt nach der Verpaarung. Das Nest wird meistens am Wasser in Halbhöhlen gebaut. Es kommen jedoch auch Nester vor, die in Holzstößen oder an Gebäuden errichtet wurden. Wichtig ist ein guter Überblick der Umgebung.
Das Nest erhält zunächst einen Unterbau, für den grobes Material wie Grashalme, Schilfhalme, Zweige oder Stroh verwendet wird. Anschließend wird der napfartige Innenbau aus feinen Halmen, Wurzeln und Moos gefertigt. Zum Schluss wird das Nest mit Tierhaaren, Wolle und Federn ausgepolstert.
Für den Nestbau ist das Weibchen zuständig, wobei sich das Männchen teilweise beteiligt. Die Errichtung des Innenbaus wird aber immer vom Weibchen alleine übernommen.
Eier der Bachstelze
Bachstelzennest mit Eiern / Gelege,
CC BY-SA 3.0, von Walcoford
Ein Gelege umfasst meistens fünf bis sechs Eier, die hellgrau oder weißlich gefärbt und mit feinen braunen Sprenkeln versehen sind.
Brutverhalten
Die Brutzeit dauert elf Tage, kann aber bis zu siebzehn Tage andauern, wenn die Umstände ungünstig sind. Den überwiegenden Teil der Bebrütung übernimmt das Weibchen, das auch in der Nacht immer brütet.
Nest einer Bachstelze mit ca. zwei Wochen
alten Jungvögeln
CC BY-SA 3.0, von Walcoford
Die jungen Vögel werden von beiden Elternteilen mit Nahrung versorgt. In den ersten Tagen hudert das Weibchen die Küken. In dieser Zeit wird die Fütterung hauptsächlich vom Männchen übernommen.
Bachstelzen, Nestlinge, ca. 2 Wochen alt
CC BY-SA 3.0, von Walcoford
Nachdem die Jungvögel ausgeflogen sind, werden sie noch vier bis elf Tage von den Eltern gefüttert.
Lebenserwartung
Bachstelzen können ein Alter von zehn Jahren erreichen.