Vögel im Garten: Rotkehlchen
(Erithacus rubecula)

Rotkehlchen, Erithacus rubecula

Rotkehlchen
(Erithacus rubecula)
von Hobbyfotowiki, CC0

Rotkehlchen gehören zur Familie der Fliegenschnäpper und zur Ordnung der Sperlingsvögel. Der wissenschaftliche Name dieser Singvögel lautet Erithacus rubecula.

Aussehen der Rotkehlchen

Rotkehlchen sind zwischen 20 und 22 Zentimeter groß und zwischen 15 bis 18 Gramm schwer.

Die rundlich wirkenden Rotkehlchen haben eine braune Oberseite und auch die Schwanzfedern sind braun gefärbt.

Gesicht, Kehle und Brust haben eine orangerote Farbe. Kehle und Brust werden von bläulichen Federn umrahmt. Die Stirn ist aschgrau gefärbt.

Die Körperseiten haben eine helle olivbraune Färbung und diese fassen die Unterseite ein, deren Gefieder weiß ist.

Besonderheit

Bei Gefahr oder wenn sie von Tieren erschreckt werden kann es bei Rotkehlchen zu einer sogenannten Schreckmauser kommen.

Das Rotkehlchen ist in Deutschland 2021 erneut „Vogel des Jahres“. Zum ersten mal wurde das Rotkehlchen im Jahr 1992 Vogel des Jahres.

Aussehen Jungvögel

Rotkehlchen, Erithacus rubecula

Rotkehlchen, Jungvogel
(Erithacus rubecula)
von Charles J. Sharp, CC BY-SA 4.0

Bei den jungen Vögeln ist die Oberseite noch hell gefleckt und die Brust geschuppt.

Stimme

Der Ruf klingt wie ein scharfes „Zick“. Fühlt das Rotkehlchen sich bedroht, ruft es ein schnelles „zickickick“. Als Warnruf, beispielsweise wenn Luftfeinde in Sicht sind, ist ein gedehnter Ruf zu hören („Ziiih“).

Der Gesang besteht aus langen Strophen heller Töne und Triller. Es konnten bisher rund 270 Gesangsmotive nachgewiesen werden. Dabei können Rotkehlchen auch die Stimmen anderer Vögel imitieren, beispielsweise von Buchfinken, Amseln, Kohlmeisen oder Feldlerchen.

Bei der Aufzucht der Jungen führt ein Fütterruf dazu, dass die Nestlinge ihre Schnäbel aufsperren. Dieser Ruf ist leise und schnatternd.

Gesang des Rotkehlchens:

aufgenommen von Arkhivov

Vorkommen

Rotkehlchen kommen in Europa, im Norden Afrikas, in Kleinasien und auf den Inseln des Mittelmeeres vor.

Lebensraum

Der bevorzugte Lebensraum von Rotkehlchen sind Feldgehölze, Wälder, Gärten und Parks mit viel Unterholz. Diese Vögel mögen eine üppige Bodenfauna, aber keine zu dichte Krautschicht.

Rotkehlchen halten sich fast immer am Boden auf und setzen sich nur dann auf einen Ast oder eine andere höhere Stelle, wenn sie ihren Gesang verlauten lassen. Ebenso gerne lassen sie sich in Hecken und in Gebüschen sowie in Wassernähe nieder.

Zugverhalten

Rotkehlchen sind Zugvögel, die im Oktober nach Nordafrika oder Südeuropa zum Überwintern aufbrechen. Rotkehlchen ziehen während der Nacht. Wahrscheinlich nutzt sie künstliche oder natürliche Lichtquellen (Mondschein) für die Jagd nach Insekten. Ab Ende Februar kehren die Rotkehlchen wieder nach Deutschland zurück.

Es gibt aber mittlerweile Populationen, die als Standvögel auch den Winter in Deutschland verbringen.

Nahrung

Rotkehlchen suchen am Boden nach Nahrung und ernähren sich von Regenwürmern, Blattläusen und anderen Kleintieren. Bei der Nahrungssuche dreht das Rotkehlchen auch Laub um und liest Kleintiere ab. Auch Beeren und weiche Samen werden im Herbst und im Winter gefressen.

Rotkehlchen nehmen auch kleine Steine auf, die der Verdauungsförderung dienen.

Wer in seinem Garten ein Futterhäuschen aufstellt, wird das Rotkehlchen im Winter oft als Gast haben. Dabei werden Körner und Fettfutter bevorzugt aufgenommen.

Balzverhalten und Paarbildung

Rotkehlchen, Erithacus rubecula

Rotkehlchen mit Beute
von Diego Delso, CC BY-SA 3.0

Die Reviere der männlichen und weiblichen Rotkehlchen sind während der Winterzeit voneinander getrennt. In der Brutzeit bilden sich dann Paare, die in einem Revier zusammen leben. Manche Weibchen verlassen schon im Januar ihr Revier und wählen als Paarungspartner das benachbarte Männchen. Meistens wird aber in weiterer Entfernung nach einem Partner gesucht. Dabei gibt es immer wieder Paare, die sich nach ein paar Tagen oder einigen Wochen wieder trennen.

Rotkehlchen haben ein ausgeprägtes Revierverhalten und dabei nimmt die Angriffsbereitschaft verpaarter Männchen zu. Einem Rivalen gegenüber wird zuerst mittels Reviergesang Aggression ausgedrückt. Zeigt dies keinen Erfolg, wird sich aufgeplustert und der Rivale wird erregt, indem die Flügel ausgebreitet werden und der Schwanz angehoben wird. Sollte keiner von beiden nachgeben, fängt ein teils tödlich endender Kampf an. Es wird sich ineinander verkrallt und dabei wird der Rivale am Boden festgehalten, um diesem die Augen auszupicken. Diese Auseinandersetzungen können eine halbe Stunde dauern, aber es kommt auch vor, dass die beiden Rivalen stundenlang miteinander kämpfen. Manchmal hört der Kampf erst mit dem Tod des Gegners auf.

Verpaarte Männchen haben eine noch größere Kampfbereitschaft. Sobald das Weibchen in die befruchtungsfähige Phase kommt, wird das Revier vom Männchen oft abgeflogen. So sollen Männchen aus der Nachbarschaft verscheucht werden, die sich mit dem Weibchen verpaaren wollen.

Paarbildung

Zwecks Paarbildung fliegt das Weibchen in das Revier des Männchens, das sie ausgewählt hat. Das Weibchen versucht nun dem Männchen näher zu kommen. Allerdings wehrt das Männchen zunächst ab und möchte das Weibchen einschüchtern. Das wird mit Imponierverhalten getan: Der Körper des Männchens wird hin und her geschaukelt und dabei wird die rötliche Brust zur Schau gestellt und der Kopf angehoben. Mit hoch aufgestelltem Schwanz trippelt das Männchen zur Seite und beginnt zu singen. Das Weibchen zeigt nun ein infantiles Verhalten, zittert mit dem Schwanz und den Flügeln und bettelt. Es beugt den Kopf und singt leise einen Gesang. Schließlich fliegt es ins Gebüsch und das Ritual beginnt von vorne. Manchmal dauert es Tage, bis das Imponierverhalten des Männchens nachlässt. Erst wenn das Imponiergehabe beendet ist, bilden das Männchen und das Weibchen ein Revierpaar.

Balz

Die Einleitung der Balz geht vom Weibchen mittels Futterbetteln aus: Es lässt zuerst einen scharfen Laut hören, wobei es mit den Flügeln zittert. Dann stellt es sich dem Partner gegenüber, nimmt eine leicht geduckte Haltung ein, streckt den Kopf vor und lässt die herunterhängenden Flügel weiter zittern. Der Schwanz wird seitlich aufgestellt. Das Männchen sträubt die Kopffedern, springt auf das Weibchen und begattet es. Die Balz wird mehrmals täglich durchgeführt, bis das letzte Ei abgelegt ist.

Nestbau und Gelege

Rotkehlchen, Erithacus rubecula, Nest mit Eiern

Rotkehlchennest
(Erithacus rubecula)
von Yerpo, CC BY-SA 3.0

Das napfartige Nest des Rotkehlchens wird oft am Boden in einer Vertiefung gebaut. Dort wird es unter Grasbüscheln oder Baumwurzeln versteckt. Aber auch hohle Baumstümpfe werden zum Nestbau genutzt.

Für den Nestbau ist das Weibchen zuständig. Als Baumaterial werden Moos, Blätter, feine Wurzeln und Halme verwendet. Die Mulde erhält eine Polsterung aus Federn, Pflanzenwolle und Tierhaaren. Bis das Nest fertig gebaut ist, dauert es etwa fünf Tage. Das Männchen sitzt während dieser Nestbauzeit über dem Weibchen auf einer hohen Warte und lässt seinen Gesang hören.

Rotkehlchen brüten zwei Mal jährlich, manchmal auch ein drittes Mal. Das zuerst gebaute Nest wird auch für die weiteren Bruten genutzt.

Es kommt ebenso vor, dass Rotkehlchen die alten Nester anderer Vögel verwenden, beispielsweise von Goldammern, Singdrosseln oder Amseln. Werden im Garten Nischenbrüternistkästen aufgehängt, werden auch diese angenommen. Auf Müllplätzen wurden Nester des Rotkehlchens entdeckt, die in verschiedenen Gegenständen wie Eimer oder Dosen errichtet wurden.

Eier der Rotkehlchen

Ein Gelege besteht aus fünf bis sieben gefleckten Eiern.

Brutverhalten

Rotkehlchen, Nest mit Jungvögeln

Rotkehlchennest mit Jungvögeln
von Nabokov, CC BY-SA 3.0

Das Weibchen tarnt das Gelege mit Laub, solange die Legeperiode anhält. Die Bebrütung wird ausschließlich vom Weibchen übernommen. Die Brutzeit dauert zwischen dreizehn und fünfzehn Tagen und während dieser Zeit bleibt das Weibchen ständig auf dem Nest sitzen. Nur für kurze Pausen, die nie länger als fünf Minuten dauern, fliegt das Weibchen aus und wird vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Nahrungsversorgung geschieht deshalb außerhalb vom Nest, damit mögliche Feinde das Gelege nicht entdecken.

Sobald die Küken geschlüpft sind, werden die Eischalen vom Weibchen fortgetragen. Die Nestlinge werden in den ersten vier Tagen vom Weibchen gehudert. In dieser Zeit bringt das Männchen Futter an, welches vom Weibchen an die Nestlinge weitergereicht wird. Nach den ersten vier Tagen werden die Nestlinge direkt vom Männchen mit Nahrung versorgt.

Das Weibchen nächtigt ab dem neunten Lebenstag der Nestlinge nicht mehr im Nest. Nach etwa zwölf bis fünfzehn Tagen verlassen die Jungvögel das Nest, wobei sie noch nicht fliegen können. Sie halten sich dann am Boden auf und erhalten von ihren Eltern Nahrung. Häufig brütet das Weibchen bereits auf dem nächsten Gelege, während das Männchen die Jungvögel der ersten Brut alleine weiter füttert und betreut.

Wenn die Jungvögel zwischen 18 und 22 Tage alt sind, beginnen sie selbstständig mit der Futteraufnahme. Die Altvögel vertreiben die jungen Vögel aus dem Brutrevier, sobald diese selbstständig genug sind.

Lebenserwartung

Rotkehlchen können zwar drei bis vier Jahre alt werden, doch die Überlebensrate der Nestlinge ist aufgrund der Feinde relativ gering. So werden die meisten Rotkehlchen lediglich etwas älter als ein Jahr.

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