Kräuter & Heilpflanzen sammeln
Erfahrene Sammler von Heilpflanzen und Heilkräutern wissen, dass beim Sammeln der Pflanzen einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten sind.
Pflanzen sofort bestimmen
Jede im Freien gesammelte Pflanze muss so schnell wie möglich genau bestimmt werden. Verwechslungen können in der Naturheilkunde äußerst schwerwiegende Folgen haben können. Falls sie nicht ein sehr erfahrener Sammler sind, sollten sie sich über die zu sammelnde Pflanze vorher gut informieren. Manche Arten der Doldenblütler sind schwer zu unterscheiden und man kann bei Unkenntnis durchaus eine tödlich giftige Pflanze, z.B. den Schierling mit nach Hause bringen. Der beliebte Bärlauch wächst manchmal in Gemeinschaft mit der Herbstzeitlosen. Die Unterschiede im Äußeren sind sehr gering, der Bärlauch ist jedoch genießbar und die Herbstzeitlose verursacht jedes Jahr bei unvorsichtigen oder unkundigen Sammlern tödliche Vergiftungen.
Heilpflanzen nur an trockenen Tagen sammeln
Damit die gesammelten Pflanzen nicht verschimmeln, sollte man zum Sammeln der Kräuter immer einen schönen und regenfreien Tag wählen. Heilkräuter und Heilpflanzen sollten nur ab dem späten Vormittag oder gegen Abend gesammelt werden. Die frühen Morgenstunden sind ungeeignet, sofern der Tau auf den Pflanzen noch nicht verdunstet ist und die Blüten der Pflanzen sich noch nicht geöffnet haben.
Wann sammelt man welche Pflanzenteile?
In der vom Frühjahr bis zum Herbst andauernden Vegetationsperiode einer Pflanze gibt es für jedes ihrer medizinisch wirksamen Organe eine mehr oder weniger genau bestimmbaren Zeitabschnitt, währenddessen der Gehalt an medizinischen Wirkstoffen am günstigsten ist.
- Sprossen sollten im Herbst gesammelt werden
- Knospen sollt man im zeitigen Frühling sammeln
- Blätter sollten vor der Blüte einer Pflanze gesammelt werden
- Blüten und Sprossspitzen sammelt man zu Beginn der Blütezeit
- Früchte werden immer im reifem Zustand gesammelt
- Samen löst man erst wenn die Pflanze bereits am Austrocknen ist
- Rinde kann ganzjährig gesammelt werden
- Wurzeln werden nicht in der Vegetationsperiode, sondern im
späten Herbst oder zeitigen Frühling gesammelt
Sammelzeit der Pflanzen in Abhängigkeit von der Lage
Die Zeit der Blüte ist bei den zahlreichen verschiedenen Pflanzenarten sehr unterschiedlich. So blüht der Huflattich in tiefer gelegenen Gebieten mit milderem Klima etwa zwischen Februar und April, erst danach erscheinen die Blätter und Früchte dieser Pflanze. Aber auch wenn der Huflattich in den tieferen Lagen bereits verblüht ist, so kann man in höheren Lagen durchaus noch blühenden Huflattich sammeln. Prinzipiell gilt für alle Pflanzen, dass je nach geographischer Breite und Höhenlage, Abweichungen von bis zu 5 Wochen auftreten.
Vorbereitung vor dem Ernten der Heilpflanzen
Wenn man die richtige Pflanze gefunden und sorgfältig bestimmt hat, muss man wissen welche Pflanzenteile man benötigt. Bei einigen Arten ist die ganze Pflanze mitsamt ihrer Wurzel nützlich. Auf jeden Fall sollte man folgende Ausrüstung zum Sammeln der Pflanzen und Kräuter mitnehmen:
- Ein scharfes, stabiles Messer
- Eine kleine Baumschere
- Einen offenen Korb, am besten aus Weidengeflecht
- Bindfaden, bzw. ein speziell zum zusammenbinden von Pflanzen geeignete Schnur aus dem Gartencenter
Pflanzensträuße vor Ort zusammenbinden
Pflanzen die als Strauß oder Bund zusammengebunden werden können bereitet man direkt vor Ort zum Trocknen vor. Man bindet diese Heilpflanzen zu Sträußen von 15 bis 20 Pflanzen zusammen. Damit die Sträuße später gut zum Trocknen aufgehängt werden können, wählt man die Länge der Schnur etwa 30 cm länger als für das Zusammenbinden der Pflanzen eigentlich notwendig ist.
Rasches Trocknen der Pflanzen
Praller Sonnenschein auf die frisch gesammelten Pflanzen und Kräuter begünstigt das sofortige Verwelken der Pflanzen, dies ist bereits die erste Stufe zum Trocknen. Die in dem Korb gesammelten Pflanzen werden also nicht abgedeckt, durch das schnelle Verwelken wird die Gefahr des Verderbens, bzw. der Schimmelbildung stark reduziert. Sobald man die gesammelten Pflanzen dann nach Hause gebracht hat, müssen die Sträuße möglichst schnell zum Trocknen an einem schattigen Ort dem Luftzug ausgesetzt werden. So sinnvoll und erwünscht die direkte Sonneneinwirkung direkt nach dem Sammeln ist, so schadet längere Sonneneinstrahlung besonders den leicht flüchtigen Inhaltsstoffen einiger Heilpflanzen.
Die Doldengewächse und Lippenblütler mit ihren zahlreichen flüchtigen Inhaltsstoffen müssen spätestens nach dem Verwelken vor der Sonne geschützt bleiben, da sie sonst einen großen Teil ihrer medizinischen Wirkstoffe verlieren.
Heilkräuter im Garten pflanzen
Pfefferminze, Salbei, Rosmarin und Thymian lassen sich gut im eigenen Garten anpflanzen, so hat man immer frische Kräuter für die Küche und natürlich auch für einen leckeren, frisch aromatischen und medizinisch wirksamen Teeaufguß.
Falls man die eine oder andere gerade benötigte Pflanze nicht zur Verfügung hat, so kann man sich diese, je nach Jahreszeit dann frisch besorgen. Außerhalb der Saison zum Sammeln der Heilpflanzen kann sich auch der Gang zur Apotheke lohnen, zahlreiche Pflanzen und Kräuter sind dort bereits getrocknet erhältlich, bzw. können von Ihrem Apotheker bestellt werden. Auch ist es hilfreich zu wissen, in welchen Gegenden die gewünschten Heilpflanzen und Heilkräuter zu finden sind. Vorzugsweise sollte man Heilpflanzen verwenden, die in der Nähe des eigenen Wohnorts wachsen. Legen Sie sich einen eigenen kleinen Sammelkalender an. Darin vermerken Sie wann und wo sie die von ihnen gesammelten Pflanzen gefunden haben.
Restbestände vernichten
Gelagerte und nicht benötigte Restbestände vom Vorjahr sollten in der nächsten Saison vernichtet und durch neu gesammelte Pflanzen ersetzt werden.
Vorsichtsmaßnahmen bei der Verwendung der Pflanzen
Heilpflanzen die man zur Behandlung von Beschwerden in bestimmten Lebensabschnitten benötigt, kann man auf Vorrat sammeln. Die Bekämpfung von Pickeln und Akne oder Heilkräuter und Heilpflanzen gegen Hitzewallungen in den Wechseljahren kann man durchaus vorrätig sammeln, so stehen sie bei Bedarf jederzeit zur Verfügung.
Andererseits ist es nicht sinnvoll Heilpflanzen zu sammeln und diese dann zu trocknen, wenn sie einem zu Hause nichts nützen oder der Gebrauch dieser Pflanzen sogar gefährlich sein kann. Die Wirkung bestimmter Heilpflanzen und Heilkräuter verändert sich durch die Lagerung, die medizinische Wirksamkeit der Pflanze lässt im Laufe der Zeit nach oder verliert sich vollständig. Bei einigen Pflanzen wiederum kann eine monatelange oder sogar eine jahrelange Aufbewahrung gut und notwendig sein.
Generell ist es ratsam, jedes Jahr nur soviel Heilpflanzen zu sammeln, wie man im kommenden Winter eventuell benötigt. Besonderen Wert sollte man dabei auf die während der kalten Jahreszeit wichtigen Kräuter und Pflanzen legen. Dazu gehören im Besonderen die Pflanzen, die zur Behandlung von Husten, Schnupfen und Erkältungen, Grippe, Halsweh oder Heiserkeit notwendig sind.
Ohne eine Zustimmung des Arztes darf weder einem Säugling, noch einer schwangeren Frau eine Zubereitung aus Heilpflanzen verabreicht werden. Einige Pflanzen dürfen nicht von stillenden Müttern, von Diabetikern, Gicht-, Nerven- und Herzkranken eingenommen werden. Auch gibt es Heilpflanzen die Allergien hervorrufen können. Ganz besondere Vorsicht ist bei den als giftig bekannten Pflanzen geboten. Diese Heilpflanzen sind immer gefährlich, obwohl einige dieser Pflanzen wertvolle medizinische Wirkstoffe liefern.
Buchempfehlungen Kräuter und Heilpflanzen
- Heilpflanzenpraxis: Rezepturen*
- Medizin der Erde: Heilanwendungen, Rezepte*