Hanf, Brechnuss und Baldrian
Die Natur hält eine vielfältige Pflanzenwelt bereit, die gegen allerlei Gebrechen nützlich sind. Es gibt Heilpflanzen, aus denen Essenzen und Extrakte für den innerlichen oder äußerlichen Gebrauch gewonnen werden.
Phytopharmaka, also Medikamente auf Pflanzenbasis, sind in Apotheken und Drogerien zu haben. Manche sind frei verkäuflich, andere wiederum erfordern ein ärztliches Rezept. Und einige Pflanzen lassen sich zuhause anbauen und selbst zu Tinkturen, Salben, Tees oder anderen Produkten für die pflanzliche Hausapotheke verarbeiten.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit 8 Pflanzen und skizziert sie im Kurzporträt in Hinblick auf ihre berauschende, heilende oder lindernde Wirkung. Außerdem werden Hinweise zum Anbau und zur Anwendung gegeben.
1. Alraune: die Hexenpflanze
Die Alraune entfaltet eine ähnliche Wirkung wie Morphium. Aus diesem Grund wird sie auch als Hexenpflanze bezeichnet. Die Alraune wirkt enthemmend, soll Depressionen lösen und Ängste sowie Schlafstörungen beseitigen. Der Grund liegt in den enthaltenen Alkaloiden Skopolamin, Atropin und Hyoscyamin. Zur Einnahme werden Pflanzenteile zum Beispiel getrocknet und zerbröselt als Tee aufgegossen. Zur Anzucht benötigen Hobbygärtner Samen, Sand, Komposterde und Anzuchtschalen. Der Anbau gelingt zu Hause auf der Fensterbank. Das einzige Problem ist die Kältephase, die die Samen überstehen müssen. Das kann allerdings im heimischen Kühlschrank erledigt werden.
2. Baldrian: natürlich einschlafen
Baldrian als Schlafmittel ist wohl jedem ein Begriff. Baldrian wird auch als Beruhigungspflanze bezeichnet. Allerdings tritt die schlaffördernde Wirkung nicht sofort ein, sondern es braucht einige Zeit, bis der Körper den für Baldrian typischen Bitterstoff Valeronsäure anlagert und darauf reagiert. Die Aussaat erfolgt früh im Jahr im Gewächshaus oder auf der Fensterbank. Ab Mai kann die Aussaat auf dem heimischen Gartenboden erfolgen. Baldrian keimt mithilfe des Lichteinflusses, deshalb dürfen die Samen nicht mit Erde bedeckt werden. Die Samen keimen, wachsen schnell und müssen nach einigen Wochen auseinandergepflanzt werden, damit jede Pflanze genügend Platz hat. Nach drei Jahren sind Baldrianpflanzen so weit entwickelt, dass Wurzeln und Blätter geerntet werden können. Ein Teil der Wurzeln bleibt in der Erde zurück und wächst weiter. Die Pflanzenteile werden getrocknet und dann in kleinere Teile geschnitten. Sie sind dann als Teeaufguss verzehrfertig.
3. Die Betelnuss: Arabiens Rauschmittel
Die Betelnuss regt den Kreislauf sanft an und erzeugt einen leicht berauschten Zustand. In der Betelnuss befindet sich das Alkaloid Arecolin, das hauptsächlich für den leichten Rauschzustand verantwortlich ist. Der Anbau in unseren Breiten gestaltet sich schwierig, Die Ernte der Betelnuss erfordert viel Geduld und die strenge Einhaltung der Anbauvorgaben. Am einfachsten ist es, sich eine fertige Palme in die Wohnung zu stellen oder Betelnüsse direkt zu kaufen. Betelnüsse werden gekaut, der Speichel löst die Wirkstoffe, die direkt ins Blut übergehen und für die heitere Stimmung sorgen. Als Nebenwirkung verursacht regelmäßiges Kauen rote Zähne. Bei einer zu hohen Dosierung (mehr als 8 g täglich) sollen Betelnüsse gefährlich für das Herz-Kreislaufsystem sein.
4. Hanf: Rauchend entspannen
Hanf, auch bekannt als Gras, Weed oder Cannabis, sorgt für einen berauschten Zustand, der mit einer gewissen Lethargie und Heiterkeit einhergeht. Der Inhaltsstoff THC gilt nicht nur als berauschend, sondern auch als heilsam. Er findet in der Medizin Anwendung und gilt als Heilpflanze. Der Anbau kann Indoor oder Outdoor stattfinden. Die Pflanzen benötigen viel Licht, Wärme und eine trockene Umgebung, um zu gedeihen. Achtung: Bevor es darangeht, Hanf zu ziehen, sollten sich Interessenten über die Rechtslage informieren. In den Niederlanden ist der Anbau und Besitz in gewissem Rahmen gestattet, in Deutschland hingegen ist es (noch) streng verboten. Wer Hanfsamen, zum Beispiel im Internet, kaufen möchte, der findet Webseiten mit den notwendigen Informationen
5. Brechnuss: in homöopathischen Dosen genießen
Die Brechnuss wirkt stimulierend und aphrodisierend. Die Wahrnehmung ist sehr scharf, Dinge riechen stärker, schmecken intensiver oder strahlen heller. Allerdings kann die Brechnuss bei Überdosierung das zentrale Nervensystem lähmen. Verantwortlich sind die Wirkstoffe Strychnin und Bruxin sowie Loganin. In der Homöopathie wird die Brechnuss unter seinem botanischen Namen Nux vomika geführt und wirkt gegen alles, das „zu viel“ ist. Gegen zu viel essen, zu viel trinken, zu viel Stress usw. Um die Brechnüsse auszubilden, braucht die Pflanze tropische Verhältnisse sowie einen tonigen, sandigen Boden. In unseren Breiten lässt sie sich nur im Gewächshaus ziehen und kann für einige Wochen im Sommer draußen stehen.
6. Peyote: Kaktus mit psychodelischen Eigenschaften
Der Peyote Kaktus beinhaltet Meskalin. Es ist ein Phenethylamin und sorgt für psychodelisch anmutende Sinneswahrnehmungen. Vorsicht: Der Wirkstoff ist schwer zu handhaben, eine Überdosierung ist schnell erreicht. Die Folge davon sind Übelkeitsanfälle bis hin zu Erbrechen. Der Anbau des Peyote Kaktus ist denkbar einfach, denn es gibt ihn fertig in Blumenläden zu kaufen. Die Pflanzenteile werden getrocknet und gekaut oder vorab zu Pulver verarbeitet und eingenommen.
7. Tagetes: stimulierende Studentenblume
Die Tagetes, aufgrund des durchdringenden Duftes auch als „Stinkerchen“ bekannt, ist toxikologisch unbedenklich und beinhaltet in erster Linie Lutein. Die Pflanzen werden getrocknet und als Teeaufguss oder Zugabe in gedrehten Zigaretten konsumiert. Auch ist der Verzehr der Asche verbrannter Tagetespflanzen als Bestandteil selbst hergestellte Pastillen in Kombination mit anderen pflanzlichen Pulvern bekannt. Die Wirkung wird je nach Dosis als stimulierend bis tranceartig definiert. Der Anbau erfolgt aus Samen oder Verbraucher kaufen direkt Jungpflanzen von der Gärtnerei/im Gartenmarkt ein und pflanzen sie im heimischen Garten aus. Der Anbau ist unkompliziert und gelingt selbst bei ungünstigen Witterungs- und Standortbedingungen, denn die Tagetes ist robust und anpassungsfähig.
8. Blauer Lotus: Der Geist aus dem Wasser
Blauer Lotus ist eine Wasserpflanze, die aufgrund ihrer schönen Blüte in europäischen Gärten bekannt ist. Die Aufzucht erfolgt einfach über Samen oder fertige Pflanzen werden im Fachhandel erworben. Voraussetzung ist, dass ein Teich vorhanden ist, denn die Pflanze gedeiht nur unter Wasser und schiebt die grünen Pflanzenteile sowie Blüten an die Wasseroberfläche – genau wie eine Seerose. Zum Konsum werden die Blüten getrocknet, pulverisiert und geraucht. Der blaue Lotus beinhaltet Nuciferine, Apophine und Flavonoide. Die Wirkung soll bewusstseinserweiternd sein und die Wahrnehmung schärfen.
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