Hanf – eine geächtete Pflanze erhebt sich zu neuer Blüte
Die Geschichte der uralten Nutzpflanze geht endlich weiter

Die Pflanzen in unserer Umgebung sind hilfreiche Diener. Unsere Nahrung, Kleidung und Medizin wird aus ihnen hergestellt. Die Entwicklung von neuen Medikamenten beruht immer auf einem natürlichen Vorbild. Selbst das Antibiotikum – eine der wichtigsten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts, die unzähligen Menschen das Leben rettete – ist nur die Nachahmung eines natürlichen Prozesses. Und wie ist es mit dem Hanf?

Hanf

Hanf ist einer der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit

Diese wertvolle Pflanze wurde dank ihrer vielfältigen Eigenschaften wahrscheinlich schon vor 10.000 Jahren genutzt. Über Tausende Jahre hinweg spendete sie Fasern, wertvolles Öl und Medizin, bis sie aus wirtschaftlichen Gründen geächtet wurde. Doch gerade hier in Europa, das teilweise schwierige Anbaubedingungen vorweist, kann die robuste und genügsame Pflanze ihre Fähigkeiten ausspielen. Oder könnte, denn noch ist ihr Weg in die Mitte der Gesellschaft nicht zu Ende beschritten. Zwar gibt es einige Initiativen, die den Hanfanbau vorantreiben, und auch Privatpersonen können Hanfsamen erwerben, doch es ist noch ein langer Weg.

Was könnte Hanf für uns und unsere Umwelt tun?

- CO2
Während er wächst, erzeugt Hanf Unmengen an Sauerstoff, wofür er via Fotosynthese Kohlendioxid in den lebenswichtigen Stoff umwandelt. Eine Tonne Hanf erzeugt während ihres Wachstums zwei Tonnen Sauerstoff.

- Textilien

Während die Baumwolle, aus der ein Großteil unserer Kleidung und Nutztextilien besteht, aus fernen Ländern importiert werden muss, kann Hanf vor Ort wachsen.

Textilien aus Hanf

Baumwolle ist sehr empfindlich und verbraucht während ihres Wachstums sehr viel Wasser. Für die Erzeugung von einem Kilogramm Baumwolle werden 11.000 Liter Wasser benötigt. In Indien, wo ein Großteil der von uns getragenen Baumwolle wächst, sind es sogar 23.000 Liter Wasser. Zudem werden zahlreiche Herbizide und andere Gifte eingesetzt, um die Pflanzen erfolgreich züchten zu können.

Ein Viertel aller weltweit versprühten Ackergifte entfallen auf die Baumwollproduktion. Eine unhaltbare Situation angesichts eines Planeten, auf dem immer mehr Menschen leben, die Kleidung und Nahrung brauchen. Nutzhanf hingegen verbraucht nur ein Bruchteil des Wassers, nämlich 2500 Liter. Er ist widerstandsfähig, wenig anfällig für Schädlinge und muss nicht mit Giften behandelt werden. Man kann sämtliche Kleidung ebenso aus Hanf herstellen wie aus Baumwolle. Was für eine Entlastung wäre das für das Ökosystem unseres Planeten.

Hanftextilien in der Vergangenheit

Es gibt Hinweise darauf, dass in China schon im 28. Jahrh. v. Chr. Kleidung aus Hanffasern hergestellt wurde. Ein erhaltenes Textil kann auf die Zeit 1.000 v. Chr. datiert werden.

Stoff aus Hanffasern

Im 17. Jahrhundert erlebten Hanftextilien einen regelrechten Boom, denn die Schifffahrt hatte ihre Blütezeit und die Schiffe brauchten Segel. Doch nicht nur dafür wurden die Hanffasern verwendet. Die Takelage, die Seile, Netze und Flaggen sowie die Uniformen der Seeleute wurden ebenfalls aus der widerstandsfähigen, reißfesten und nassfesten Faser des Hanf hergestellt. Und sogar der „Müll“ nicht mehr verwendeten Teile wurde zu einem wertvollen Rohstoff, denn aus den Lumpen der Segel, Seile und Kleidung wurde Zellstoff für die Herstellung von Papier.

Die europäische Textilproduktion erlebte bis ins 18. Jahrhundert eine gute und produktive Zeit und verarbeitete neben Hanf auch Flachs, Nessel und Wolle.

Die Industrialisierung und Prohibition brachten den Niedergang

Wie kam es eigentlich, dass Hanf nahezu bedeutungslos wurde und die Baumwolle ihren Siegeszug über die Welt antrat? Baumwolle konnte maschinell gesponnen werden, sodass die neu entstehenden Baumwollspinnereien die anderen Betriebe wirtschaftlich verdrängten. Es fuhren zudem immer weniger Schiffe, Zellstoff wurde neuerdings aus Holz angefertigt und synthetische Fasern ersetzten die natürlichen.

Nutzhanf

Was sind es für Menschen, die sich für das Wiedererstarken des Hanfes einsetzen? Sind sie rückwärtsgewandt und altmodisch? Nein, dies sind die Menschen, welche das ökologische und wirtschaftliche Potenzial einer Nutzpflanze erkennen, die in unseren Breiten heimisch ist und zu Unrecht verdrängt wurde.

Weiterhin ist Hanf nicht nur eine Nutzpflanze, sondern auch eine Heilpflanze. Cannabis ist bis heute als Heilmittel im Einsatz.

In Cannabis sind über 100 Wirkstoffe enthalten. Davon sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) maßgeblich.

Es ist wichtig, die beiden Stoffe THC und CBD zu unterscheiden:

  • THC: Hebt die Stimmung an, hat einen leicht benebelnden Effekt und trägt zur Linderung von Schmerzen bei.
  • CBD Öl kann bei einer Vielzahl an Beschwerden lindernd und ausgleichend wirken. CBD ist wirksam gegen Angstzustände, hilft bei Entzündungen und gegen Schmerzen. Zuzsätzlich gilt es auch als krampflösend. Weitere Informationen lassen sich von Herstellern erhalten, wie z.B. auf der Seite des Produzenten CBD EXTRA.

Hanf lieferte Medizin, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch ganz legal in jeder Apotheke gekauft werden konnte. Bis die Marihuana-Prohibition jegliche Art von Hanf endgültig verdrängte, ob es sich um Nutz- oder Drogenhanf handelte. Natürlich standen auch hier die Interessen einer Industrie – der erstarkenden Pharmaindustrie – der Fortführung der etablierten Hanfproduktion und -nutzung entgegen.

Werfen wir einen Blick auf einige spannende Daten aus der Geschichte des Hanf, die viele gar nicht kennen.

Spannende Daten und Fakten aus der Geschichte des Hanf

Hanfsamen
  • Vor 12.000 Jahren gab es die ersten Spuren der Nutzung des Hanf in Asien. Der bekannte Cannabis Sativa ist hier beheimatet.
  • Es wurden in Tübingen Hanfsamen gefunden, die aus der Zeit 5.500 v. Chr. stammten.
  • Vor 4.300 Jahren wurde bereits beschrieben, wie Hanf als Medizin eingesetzt werden kann.
  • Um 960 v. Chr. orderte König Salomon eine große Zahl Hanfseile für den Bau des Tempels.
  • Um 800 v. Chr. : Die nomadischen Skythen verbreiten den Hanf weiträumig.
  • Vor 2500 Jahren waren Hanfsamen eine beliebte Grabbeigabe bei den Germanen und Kelten. In China wurden Steuern mit Hanf bezahlt und das erste Hanfpapier entwickelt.
  • Vor 1600 Jahren beginnen die Engländer und Deutschen mit dem Anbau von Hanf.
  • Um 900 verpflichtet Karl der Große die Bauern seines Landes zum Anbau von Hanf. Hanfsamen wurden zum Zahlungsmittel für anfallende Steuern.
  • 1390 wurde in Nürnberg die erste Papiermühle eröffnet, die für die Massenproduktion gedacht war. Als Rohstoff dienten Lumpen aus Hanf.
  • 1450: Die erste Bibel wird gedruckt, und zwar auf Hanfpapier.

Doch die wichtige Nutzpflanze wird an immer mehr Stellen durch andere, häufig synthetische Lösungen ersetzt, verboten und der Bedeutungslosigkeit preisgegeben. Doch in den 90er Jahren wendete sich das Blatt. Es wurde deutlich, dass das Verbot und die Ächtung der Pflanze und ihrer Produkte das Resultat wirtschaftlicher Überlegungen war. Die starke Konkurrenz zu verschiedenen Teilen der Industrie sollte aus dem Weg geräumt werden, was eine Zeit lang auch funktionierte. Doch die Nutzpflanzen bekam eine Lobby und fand ihren Weg in das Bewusstsein und auf die Äcker.

Was wird die Zukunft für den Hanf bringen?

Viele Experten sprechen sich dafür aus, die Nutzung des Hanf wieder voranzutreiben. Diese einheimische Pflanze kann Papier, Textilien und Lebensmittel spenden und zudem einen wichtigsten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Jeder Konsument hat es in der Hand, vermehrt zu Produkten aus Hanf zu greifen und bei seinen Händlern nach diesen Artikeln zu fragen.

Teile diesen Beitrag: